Sie fotografiert 15 Jahre lang ganz Schlieren

Céline  Meier
Céline Meier

Schlieren,

Wie verändert ein Stadtentwicklungskonzept die Region? Dieser Frage geht Meret Wandeler in einem fotografischen Langzeitprojekt nach.

Meret Wandeler Fotografie Schlieren Langzeitbeobachtung
Meret Wandeler leitet das Fotografieprojekt: www.beobachtung-schlieren.ch - Zürcher Hochschule der Künste / IFCAR

2005 entwickelte die Firma Metron AG ein neues Stadtentwicklungskonzept, welches Schlieren in den letzten Jahren umgesetzt hat. Welche Folgen hat das für den Lebensraum der Schlieremer? Das untersucht Meret Wandeler zusammen mit Ulrich Görlich von der Zürcher Hochschule der Künste/IFCAR. Alle zwei Jahre fotografiert Christian Schwager in ihrem Auftrag festgelegte Standorte, wie beispielsweise das Zentrum, Schlieren-West oder das Gaswerk-Areal. Alle fünf Jahre werden zusätzliche Detail-Aufnahmen gemacht.

Fotoprojekt Schlieren Langzeitbeobachtung
Die Region Rietbach (Blick nach Nordosten) hat sich in den letzten 15 Jahren massiv verändert - http://www.beobachtung-schlieren.ch
Schlieren Fotoprojekt Beobachung Rietbach
Rietbach - 15 Jahre später - http://www.beobachtung-schlieren.ch

Warum haben Sie ausgerechnet Schlieren als Ort für Ihr Projekt ausgewählt?

Schlieren war eine der ersten Agglomerationsgemeinden der Schweiz, die in der Planung eine ganzheitliche städtebauliche Perspektive verfolgte: Eine integrierte Betrachtung von Siedlung, Landschaft, Verkehr und Sozialem. Dieser Ansatz und die Möglichkeit, sowohl mit den Stadtbehörden von Schlieren als auch mit den Planern von Metron AG zusammenzuarbeiten, hat uns interessiert.

Ein Glücksfall dass sich Schlieren in der Projektdauer von 15 Jahren so verändert?

Selbstverständlich ist es für uns enorm spannend zu verfolgen, wie seit Projektbeginn ganze Quartiere neu entstanden sind. Dieser Bauboom war 2005 nicht abzusehen – das Stadtentwicklungskonzept ging von einer Bevölkerungszunahme von ca. 1000 Personen aus. Inzwischen sind über 6000 Menschen neu nach Schlieren gezogen.

Für die Langzeitbeobachtung genauso wichtig sind aber Bildserien aus Quartieren, wo sich kaum etwas verändert hat. Diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Raum machen Transformation aus.

Gaswerkareal, Auto, Häuser Schlieren
Das Gaswerk-Areal (von der Turmstrasse aus mit Blick nach Süden) veränderte sich kaum. (Foto 2005) - www.beobachtung-schlieren.ch
Das Gaswerk-Areal 2019 - www.beobachung-schlieren.ch

Warum sind Bilder der Stadtveränderung wichtig?

Stadtveränderung wird in der Regel über Karten und Statistiken verfolgt. Planerinnen und Planer betrachten Raum aus der Vogelperspektive. Die Fotografie dagegen kann verfolgen, wie sich bauliche Veränderungen vor Ort auswirken, wie sie auf Augenhöhe, aus der Perspektive von Bewohnern und Nutzern wahrgenommen werden. Bilder erfassen einen unglaublichen Reichtum an Informationen: Bauten, Strassen, Wege und Plätze, Oberflächen und ihr Zustand, Bepflanzung, Möblierung des öffentlichen Raumes, Gestaltung und Aneignung durch Bewohner, Gewerbetreibende, Nutzer etc. Die Serien der Langzeitbeobachtung zeigen im Detail, wie sich alle diese Elemente im Lauf der Zeit verändern. Die fotografische Langzeitbeobachtung ist damit eine wichtige Erweiterung des bestehenden Instrumentariums zur Raumbeobachtung: Sie zeigt, wie sich planerische und bauliche Massnahmen am konkreten Ort auswirken.

Gerade am eigenen Wohnort «vergisst» man am Schnellsten, wie sich das Quartier, der Weg zu Arbeit verändert haben. Das Neue, das man jeden Tag sieht, überschreibt die Erinnerung an das Alte. In einem Ort wie Schlieren, der sich so rasant entwickelt, ist diese visuelle fotografische Ortsgeschichte wichtig. Um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen, muss man auch seine Geschichte kennen.

Bahnhof Schlieren Unterführung Schaufenster
So sah die Bahnhofsunterführung 2005 aus - www.beobachtung-schlieren.ch

Wie sehen Sie als Künstlerin die Stadt Schlieren?

An Schlieren interessieren mich die ganz unterschiedlichen Raumtypen, die sich auf engstem Gebiet nebeneinander finden: Industrie- und Gewerbegebiete, Wohnquartiere, die Landschaft an der Limmat und am Schlieremer Berg, das neue Zentrum. Spannend ist der Reichtum an Formen und Gestaltungsweisen, die sich im ganz Alltäglichen finden lassen, wenn man genau hinschaut. Hier treffen z.B. alteingesessene Läden und Quartierbeizen auf das moderne Design des öffentlichen Raumes in den Neubauquartieren. Die «Agglo», die gemeinhin als eintönig und langweilig gilt, ist in ihrer rasanten Veränderung zur Zeit ein sehr spannendes «Labor» für die fotografische Auseinandersetzung mit urbanen Phänomenen.

Die Güterstrasse 2005 - www.beobachtung-schlieren.ch

Das Projekt ist beinahe zu Ende. Diesen Sommer werden die letzten Fotografien gemacht. Ob die Stadt Schlieren das Projekt weiterführen möchte ist noch offen. Sicherlich wird es eine Ausstellung und eine Publikation geben, ein Konzept dazu wird zur Zeit entwickelt.

Alle Bilder zur Entwicklung von Schlieren finden Sie hier: www.beobachtung-schlieren.ch

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