Hält Wladimir Putin Trump und den Westen zum Narren?
Die Ukraine-Gespräche in Istanbul finden ohne Wladimir Putin und Donald Trump statt. Hält Putin alle zum Narren? Zwei Experten ordnen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Nachmittag beginnen die Verhandlungen über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs.
- Nicht dabei sind Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump.
- Hält Putin den Westen zum Narren? Zwei Experten ordnen ein.
Eigentlich hätten heute Morgen die Verhandlungen in der Türkei über ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges beginnen sollen.
Doch dann verkündete die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa: «Die russisch-ukrainischen Verhandlungen wurden auf Initiative der türkischen Seite auf die zweite Tageshälfte verlegt.»
Wann genau die Gespräche beginnen, ist unklar.
Seit Tagen wurde spekuliert, wer tatsächlich an den Gesprächen in Istanbul teilnimmt. Wladimir Putin hatte das Treffen selbst angeregt, aber tagelang offengelassen, ob er persönlich dabei sein wird.
Wladimir Putin und Donald Trump nicht da
Wolodymyr Selenskyj forderte von Putin, dass er sich selbst zu ihm an den Verhandlungstisch setzt. Zumal in Russland der Präsident allein das Sagen über Krieg und Frieden habe.
Doch: Putin taucht wie vermutet nicht auf. Und auch Donald Trump bleibt dem Treffen fern. Es soll eine Reaktion auf das Nichterscheinen des russischen Präsidenten sein.
Hält Wladimir Putin Trump und den Westen zum Narren? Ulrich Schmid, Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen (HSG) und Russland-Experte, sagt: «Bis vor kurzem hat Trump – aller Evidenz zum Trotz – behauptet, Putin wolle den Frieden.»
Der HSG-Professor fügt hinzu: «Nun ist wohl auch Trump klar geworden, dass Putin den Krieg bis zu einer Kapitulation der Ukraine weiterführen will.»
Beziehung «wenig transparent»
Zu einer möglichen Irreführung des russischen Präsidenten meint US-Expertin Julia Simon: «Putin versteht es in jedem Fall sehr gut, mit Donald Trump umzugehen.»
Die Forscherin und Dozentin an der Universität Bremen schätzt die Beziehung zwischen den Präsidenten Russlands und der USA als «wenig transparent» ein.
Könnte Trumps Geduldsschnur mit Wladimir Putin bald reissen? Dazu sagt Simon: «Einerseits gab es in den letzten Wochen immer mal wieder Anzeichen dafür, dass er sich nicht weiter vertrösten lassen will.»
Das sei aber oft auf einer rein rhetorischen Ebene geblieben. «Gleichzeitig sehen wir dann auch wieder Signale in die andere Richtung.»
Es sei schwer abzusehen, was in den nächsten Tagen und Wochen passieren könne. Trump sei in seinen Äusserungen nicht konsistent.
«Ein kompletter Kurswechsel Trumps ist aber nicht zu erwarten», schätzt Julia Simon.
«Putin simuliert nur Verhandlungsbereitschaft»
Und was kann sich Wolodymyr Selenskyj überhaupt von den Gesprächen erhoffen, wenn Putin nicht am Tisch sitzt?
Ulrich Schmid meint: «Es geht gar nicht um die Gespräche. Selenskyj fordert durch sein Angebot, nach Istanbul zu kommen, Putin heraus. Putin simuliert nur Verhandlungsbereitschaft.»
Nun sei der russische Präsident aber unter Zugzwang. Durch seine Weigerung, Selenskyj in Istanbul zu treffen, habe Putin sein eigenes Angebot ad absurdum geführt.
