Amriswil erstellt ein neues Gemeinschaftsgrab

Das Gemeinschaftsgrab mit Beschriftung auf dem Friedhof Amriswil ist voll belegt. Deshalb wird ein Neues erstellt, das im November 2021 eingeweiht werden soll.

Friedhof
Ein Zaun vor einem Friedhof (Symbolbild). - Pixabay

Wie die Gemeinde Amriswil berichtet, ist Gemeinschaftsgrab ist nicht gleich Gemeinschaftsgrab. Das zeigte sich nicht nur in den sehr unterschiedlichen Projektideen, welche für die Gestaltung eines neuen Grabes eingereicht wurden, sondern schon in den beiden bestehenden Gemeinschaftsgräbern auf dem Friedhof Amriswil.

In einem Grab – dem Gemeinschaftsgrab der Namenlosen – wird die Asche direkt in die Erde gegeben und die Verstorbenen werden nicht namentlich erwähnt. Beim Gemeinschaftsgrab mit Beschriftung werden alle darin beerdigten Personen auf einem Stein namentlich verewigt und ebenfalls nur die Asche (ohne Urne) beigesetzt.

Vor einiger Zeit wurde bei ebendiesem Grab der letzte Stein mit der Beschriftung voll, so dass ein Neues gebaut werden muss. Der erste Stein im bestehenden Grab kann in sechs Jahren wieder für eine neue Belegung benützt werden.

Es wurden drei völlig unterschiedliche Entwürfe eingereicht

Deshalb hat die Stadt ein entsprechendes Projekt ausgeschrieben. Drei Landschaftsarchitekten haben Entwürfe eingereicht und der Friedhofkommission präsentiert.

Eingereicht und vorgestellt wurden drei völlig unterschiedliche Projekte. Ungleiche Lösungsansätze mit verschiedenen Symbolen. Jedes Architekturbüro hat sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, was sich auch in den Vorschlägen widerspiegelt.

Vor gut einem Jahr wurde eines der eingereichten Projekte ausgewählt und weiterverfolgt. Umgesetzt wird die Idee der PR Landschaftsarchitektur GmbH aus Arbon, die das Projekt gemeinsam mit dem Künstler Hans Thomann ausgearbeitet hat.

Die Umgebungsgestaltung wird die Rutishauser Gartenbau GmbH ausführen. Dies hat der Stadtrat an seiner Sitzung vom 24. August entschieden.

Die Türen des Lebens, das Tor zum Tod

Während eines der eingereichten Projekte namens «Blumenbanderole» an einen Barockgarten erinnert, hat sich ein zweites Team mit einem Kirschenhain beschäftigt. Schlicht «Übergang» nennt das Siegerteam seinen Entwurf des Gemeinschaftsgrabes. Und schlicht ist es auch. Schlicht aber sinnbildlich.

Fünf Tore, fünf Durchgänge, welche den Verlauf des Lebens symbolisieren. Den Gang von der Geburt bis in den Tod. Ein Weg, auf welchem wir verschiedene Aufgaben bestreiten, also durch verschiedene Türen gehen.

«Zurück bleiben wir auf dem Weg der Trauer. Begleitet von uns liebenden Menschen und Freunden durchschreiten wir Tore, die auch die verschiedenen Trauerphasen symbolisieren», erklärt das Team, bestehend aus Architekt und Künstler, im Beschrieb.

Die fünf Tore werden mit der Zeit aussen rostfarben und innen goldig sein

Zu stehen kommt das neue Gemeinschaftsgrab westlich der neuen Erdbestattungsfelder. Dieser Platz eignet sich laut Friedhofvorsteherin Evelyne Zöllig und der zuständigen Stadträtin Sandra Reinhart gut für ein neues Gemeinschaftsgrab.

Montiert werden die fünf Tore angerostet. Bedeutet, sie werden im Verlauf der Zeit immer mehr und mehr oxidieren, so dass sie schliesslich aussen rostfarben, innen goldig sein werden.

Sehnsucht nach Trost und Güte

Thematisch einbezogen in den Entwurf wurde auch die Topografie. Während die Tore in ihrer Höhe gleich bleiben, variiert die Durchgangshöhe der zu durchschreitenden Öffnungen durch den Anstieg des Grundes.

Die Innenseiten der Türöffnungen strahlen beim Hindurchgehen ein Leuchten aus, in dem sie mit einer goldenen Farbe akzentuiert werden. Poetisch beschreiben Architekt und Künstler ihr Werk mit dem menschlichen Bedürfnis, sich anlehnen zu können.

Es gehen immer Türen auf, es geht die Sehnsucht auf, nach Trost und Güte. Die Sehnsucht danach, ablegen zu dürfen, zu verzeihen, zu befreien, zu hoffen und zu lieben. Der Mensch hat das Grundbedürfnis danach, sich auf seinem Weg auch mal stützen zu lassen.

Themen, die das Leben schreibt

Die Namen der im neuen Gemeinschaftsgrab beigesetzten Verstorbenen werden losgelöst vom eigentlichen Kunstwerk auf einer Tafel neben den fünf Toren in Form einzelner Schilder angebracht.

Die Tafel wird in fünf Bereiche unterteilt, von denen jeder mit einem Begriff versehen ist. Worte, mit denen man eine geliebte, verstorbene Person gerne in Verbindung bringt. Wo auf der Tafel das Namensschild angebracht wird, darf selber gewählt werden.

Die Begriffe sind durch die Friedhofkommission noch nicht abschliessend definiert worden. In direkter Nähe der Namenstafel wird es auch einen Platz für Blumen der Grabbesucher geben. Beigesetzt werden die Urnen inmitten einer bunten Blumenwiese.

Beisetzungszeremonien werden endlich möglich

Bisher konnte am Gemeinschaftsgrab mit Beschriftung keine eigentliche Beisetzungszeremonie abgehalten werden, da die Asche ohne Angehörige beigesetzt wurde. Beim neuen Gemeinschaftsgrab hingegen wird eine Urnenbeisetzung im Beisein der Angehörigen möglich sein.

Dazu dient die Grünfläche um die Grabstätte. Der Gedenkort als Erinnerung für die Hinterbliebenen ist nicht der Beisetzungsort der Urne, sondern das Gemeinschaftsgrab mit Kunstobjekt und die Namenstafeln als Ganzes.

Die Einweihungsfeier findet im November statt

Noch diesen Monat soll mit den Arbeiten rund um das neue Grab begonnen werden. Die Einweihungsfeier und Einsegnung durch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche findet am Samstag, 20. November, statt.

Ab dann werden auch erste Beisetzungen möglich sein. Das Gemeinschaftsgrab bietet Platz für rund 480 Urnen.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Beat Jans Schutzklausel Zuwanderung
169 Interaktionen
«Feuerlöscher»
Simon Haslimeier
2 Interaktionen
Pyros & Co.

MEHR AUS THURGAU

Frauenfeld TG
1 Interaktionen
Frauenfeld TG
Bischofszell
Tierschutz
Im Fall Hefenhofen TG
festnahme
3 Interaktionen
Frauenfeld TG