Neuer UBS-Chef Ralph Hamers ist ein Digitalisierungs-Guru
Ab November hat die UBS einen neuen Chef. Ralph Hamers hat bisher die niederländische Grossbank ING geleitet.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab dem 1. November übernimmt Ralph Hamers den Chefposten der UBS.
- Hamers ist seit 27 Jahren für die Grossbank ING tätig.
Nach neun Jahren tritt UBS-Chef Sergio Ermotti (59) ab. Sein Rücktritt überrascht nicht, wer sein Nachfolger wird, hingegen schon. Ab November übernimmt der Niederländer Ralph Hamers (53) den Chefposten der grössten Bank der Schweiz.
«Vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Wandels der gesamten Branche ist Hamers die richtige Wahl, um UBS durch ihre anhaltende Transformation zu führen», lässt sich UBS-Präsident Axel Weber in einer Medienmitteilung zitieren.
Hamers ist aktuell Chef der Grossbank ING, hat über 50'000 Mitarbeiter unter sich. Er arbeitet seit 27 Jahren für das niederländische Geldhaus, seit 2013 amtet er als CEO. Zuvor leitete er für die ING das Geschäft in Belgien und Luxemburg.
Vorreiterin in digitalem Banking
Die Digitalisierung droht die Bankenwelt auf den Kopf zu stellen. Hamers hat dies früh erkannt. Die ING gilt heute als Vorreiterin in digitalem Banking. Bereits 2017 fanden über 90 Prozent der Kundenkontakte mittels Smartphone oder Internet statt.
Das traditionelle Filialnetz hat Hamers gestutzt. Die Konsequenz: 2016 stellte das Geldhaus 7'000 Mitarbeiter vor die Tür.
«Die Bank der Zukunft wird eine digitale Plattform sein», sagte der Niederländer 2017 dem Schweizer Finanzportal «Finews». Kunden seien hier sowohl Anbieter als Nutzer von Dienstleistungen.
Nicht nur punkto Digitalisierung zeigt Hamers Weitblick. Bereits 2015, also lange vor den Klimastreiks, kündigte die ING an, keine neuen Kohlekraftwerke finanzieren zu wollen. «Klimawandel ist eine grosse Herausforderung für unsere Welt, und bei der Lösung des Problems spielen auch Banken eine wichtige Rolle», kommentierte der Manager damals.
Skandalfrei ist Hamers nicht. Vor zwei Jahren sorgte er in den Niederlande für Schlagzeilen, weil es seinen Lohn erhöhen wollte. Von zwei auf drei Millionen Euro. Das ist verglichen mit Ermotti, der zuletzt 14 Millionen Franken kassierte, nicht viel. Doch Kunden, Politiker und Mitarbeiter protestierten so laut, dass Hamers Tage nach der Ankündigung einen Rückzieher machte.
Staat musste ING retten
Mitgrund für den Aufschrei war, dass das Geldhaus während der Bankenkrise 2008 – genau so wie die UBS – vom Staat gerettet werden musste. Ebenso wie die Schweizer Grossbank hat die ING das Geld zurückbezahlt.
Auch 2018 musste der Finanzchef des niederländischen Geldhauses den Hut nehmen. Über Jahre hat das Institut Gesetze zur Verhinderung von Geldwäsche verletzt. Die ING zahlte deshalb einen Vergleich von 775 Millionen Euro.
Die Wahl des Niederländers an die UBS-Spitze wird unterschiedlich kommentiert. Einerseits als Niederlage für Ermotti, dem es offenbar nicht gelungen ist, einen Nachfolger aufzubauen. Zu Nasenrümpfen führt die Ernennung auch, weil die ING eine Retailbank und kein Vermögensverwalter wie die UBS ist.
Das Schweizer Finanzportal «Inside Paradeplatz» sieht Hamers Wahl als Chance. «Die UBS hat viel Substanz, daraus hat die alte Führung zu wenig gemacht.»