Köche, Flugbegleiter & Co. haben keine Lust auf alten Job

Gastronomie und Luftfahrt suchen verzweifelt nach Personal. Ehemalige Mitarbeitende kommen aber nicht zurück. Die Gründe dafür sind vielseitig.

Die Personalbeschaffung ist in der Schweiz noch immer schwierig. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wirtschaft floriert und viele Branchen suchen deshalb neues Personal.
  • Auch in der Gastronomie und Luftfahrt herrscht ein akuter Personalmangel.
  • Wegen der miesen Arbeitsbedingungen kehren aber nur wenige zurück.

Die Corona-Pandemie scheint überwunden, doch die Folgen für die Wirtschaft bleiben gravierend. Während in der Gastronomie über 10'000 Mitarbeitende fehlen, sucht auch die Swiss dringlichst 800 neue Kabinenbesatzungsmitglieder. Und das, obschon die Arbeitslosenquote mit 2,1 Prozent so tief ist wie schon lange nicht mehr.

Warum also mangelt es in der Gastro- und Flugbranche derart an Personal? «Die Gründe dafür sind vielseitig», erklärt Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. «Ein wichtiger Grund ist sicherlich die grosse Entlassungswelle während der ersten Corona-Welle.»

Aus finanziellen Aspekten mussten seinerzeit tausende Menschen vor die Türe gestellt werden. Wertvolles Personal, das jetzt – mit der überraschend schnell florierenden Wirtschaft – fehlt.

«Zentral für die Rekrutierungsschwierigkeiten ist sicher, dass nicht nur die Gastronomie und die Luftbranche wieder an Fahrt gewinnt», erklärt Siegenthaler. Auch in anderen Branchen wie dem Handel, der Industrie oder der vielen anderen Dienstleistungsbranchen laufe das Geschäft wieder sehr gut.

Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. - zVg

«Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist daher praktisch in allen Sektoren ungebrochen hoch», betont Siegenthaler. Weil die Gastro- und Teile der Flugbranche jedoch mangelnde Arbeitsbedingungen haben, sind sie im gegenwärtigen Kampf um Fachkräfte im Nachteil.

Unfreiwillig haben also viele ehemalige Köche oder Flugbegleiter ihren ursprünglichen Berufszweig verlassen. «Unterschlupf haben sie in jenen Branchen gefunden, in denen sie auch in normalen Zeiten oft angestellt werden; etwa im Handel.» Dort verdienen sie nicht nur weit aus mehr Geld, sondern arbeiten auch zu normalen Zeiten.

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Arbeitskräftemangel ist nur durch Einwanderung zu bremsen

Das Jobangebot in der Schweiz ist jedoch so gross, dass es «nicht mit hiesigen Arbeitskräften gedeckt werden kann», so Siegenthalter. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hofft deshalb, dass «Schweizer Unternehmen einen Teil ihres Fachkräftebedarfs durch Zuwanderung decken können».

Damit der Personalmangel bewältig werden kann, benötigt die Schweiz dringend Mitarbeitende aus dem Ausland. - Keystone

Zu berücksichtigen sei aber aktuell auch, dass in vielen anderen Ländern Europas die Wirtschaft ebenfalls wieder hochgefahren wurde. Und auch dort herrscht ein Fachkräftemangel. Umso wichtiger sei es deshalb, mit einer noch besseren Integration der Frau sowie älteren Menschen entgegenzuwirken.