Skigebiete verlangen Geld für den Liegestuhl

Zehn Minuten Pause an der Sonne, bevor es wieder auf die Piste geht? Leider nicht so einfach – viele Restaurants verlangen Miete für einen Liegestuhl.

Fünf Franken zahlt man für einen dieser Liegestühle von dem Berghaus Männlichen in Grindelwald BE. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Miete zahlen für einen Liegestuhl im Pistenrestaurant? Das ist keine Seltenheit.
  • Diese aufzustellen und vor dem Wetter zu bewahren, sei kostspielig, begründet eine Hütte.
  • Ausserdem halte es die Gäste davon ab, die Stühle zu verschieben oder gar mitzunehmen.

«Bin ich hier auf der Skipiste oder am Mallorca-Strand?» Kevin N.* fühlt sich beim Berghaus Männlichen im Skigebiet Grindelwald BE im falschen Film. Als der begeisterte Skifahrer eine kurze Mittagsrast einlegen will, bemerkt er: «Wer sich hier auf dem Liegestuhl ausruhen will, der muss fünf Stutz zahlen.»

Für Kevin ist es eine unerfreuliche Premiere. «Am Strand finde ich das mittlerweile normal. Doch auf der Skipiste lege ich mich nur für 20 Minuten hin – und dafür soll ich Geld bezahlen?»

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Würden Sie für 20 Minuten Liegestuhl-Benutzen fünf Franken zahlen?

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Nein, da lege ich mich lieber in den Schnee.
66%

Ja – und dafür hat Kevin Besucherinnen und Besuchern zu danken, die vor ihm dort waren. Fränzi Wenger vom Männlichen Berghaus erklärt nämlich auf Anfrage von Nau.ch, dass die Gäste dazu beigetragen hätten, dass die Liegestühle heute kosten.

«Bevor wir dieses Mietsystem eingeführt haben, kam es immer wieder vor, dass Gäste die Liegestühle umplatziert haben.» Das Männlichen Berghaus betreue 150 Liegestühle, ein beträchtlicher Aufwand.

Wenger erklärt: «Manchmal nahmen sie sie mit zu den Bergstationen. Neben dem Aufwand, die Liegestühle am Abend wieder einzusammeln, litten die Liegen natürlich auch darunter. Um die Umplatzierung zu vermeiden, haben wir vor 40 Jahren die Gebühr eingeführt.»

Alternative zur Miete: Beim Aufstellen helfen

Es ist durchaus möglich, dass Kevin auch bei seinem nächsten Skiausflug keine Gratisliegen findet. Denn nicht nur das Berghaus Männlichen setzt auf das Bezahlkonzept.

Auch im Chalet Güggel in Davos GR sind Liegestühle kostenpflichtig. Hier gibt es sogar schon verschiedene Tarife: Pro Stunde zahlt man fünf Franken – aber für 25 Franken kann man gleich den ganzen Tag bleiben.

Die Reaktionen fallen grundsätzlich positiv aus, betont Veronika Sailer vom Chalet Güggel: «Es sind wenige der Gäste, die kein Verständnis für Miete haben.»

Und falls doch, hat das Chalet eine Lösung parat: «Die Gäste, die nicht bereit sind, die Miete zu bezahlen, laden wir für einen Gratisliegestuhl zum Aufbau ein. Wir fangen um 8 Uhr am Morgen an mit Schneeräumung und sollten um 11 Uhr mit dem Aufstellen fertig sein.»

Denn der Grund für die Miete sind eben Personalkosten, sagt Sailer: «Bei jedem Schneefall müssen die Stühle inklusive Matratzen, Felle und Wolldecken schneesicher versorgt werden. Dies ist ein Arbeitsaufwand für drei Personen von circa zweieinhalb Stunden.»

Obendrauf kommen das Material und die Stühle selbst: «Ein neuer Liegestuhl kostet mit Matratze, Decke und Schaffell 600 Franken.» Sogar das Wetter spiele in die Kosten rein: «Je öfter es schneit, umso höher ist der Verschleiss der Liegen.»

In Laax GR ist Miete «unüblich»

Trotzdem: Diese Kosten müssen ja alle Berghütten tragen, die Liegestühle anbieten – und davon gibt es viele, die das gratis tun. So zum Beispiel die Bergrestaurants und Bars in Laax GR. Eine Miete sei unüblich, sagt Martina Calonder von der Weissen-Arena-Gruppe. «Die vorhandenen Plätze sind frei verfügbar.»

Auch in der Skihütte Chuenisbärgli in Adelboden BE können die Gäste die Sonne gratis geniessen – sofern Liegestühle aufgestellt sind. Pächter Ron Germann sagt: «Da bei uns ein begrenztes Platzangebot herrscht und wir nicht immer Liegestühle zur Verfügung stellen, erübrigt sich die Vermietung.»

* Name von der Redaktion geändert