Pink kostet 135 Franken: Sind Konzerte nur noch was für Reiche?

170 Franken für Taylor Swift, 135 Stutz für Pink. Konzert-Tickets in der Schweiz werden immer teurer. Ärmere werden ausgeschlossen, warnen Experten.

Wer Rockstar Pink nächsten Juli im Wankdorf sehen will, der muss mindestens 135 Franken zahlen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Konzert-Tickets in der Schweiz – vor allem von Top-Acts – werden immer teurer.
  • Preise von 135 Franken und mehr sind heute Normalität.
  • Das könnte zu einer Entmischung des Publikums führen – nur noch Reichere gehen hin.
  • Die Veranstalter erklären die hohen Preise etwa mit der Teuerung und mehr Bürokratie.

Musik-Fans dürfen sich auch nächstes Jahr auf ganz grosse Namen freuen: Die «Person of the Year» Taylor Swift kommt 2024 ins Letzigrund. Kürzlich kündete zudem auch Rockstar Pink zwei Konzerte im Wankdorf nächsten Juli an.

Allerdings: Wer bei den Auftritten der beiden Superstars dabei sein will, muss tief ins Portemonnaie greifen. Tickets für die bereits ausverkauften Taylor-Swift-Konzerte gab es ab 170 Franken. Wer sich Pink im Wankdorf anhören will, muss mindestens 135 Franken hinlegen.

Diese Preise sind heute keine Rarität mehr: Auch das Rammstein-Konzert letzten Juni kostete mindestens 135 Franken. Die Billetts werden immer teurer – das zeigt etwa das Beispiel Coldplay.

Coldplay ist fast 30 Prozent teurer geworden

Die Pop-Rock-Band um Chris Martin trat bereits 2016 im Letzigrund auf. Damals gab es Tickets noch ab 124 Franken. Letzten Sommer traten die Briten erneut am selben Ort auf. Nun gab es unter 160 Franken nichts zu holen.

Für Menschen mit weniger Geld gibt es keine guten Nachrichten. Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer vom Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-Veranstalter (SMPA), sagt zu Nau.ch: «Es wird wohl bei gewissen Major-Acts zu weiteren Erhöhungen kommen.»

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Geht es nach Wirtschaftspsychologe Christian Fichter, sollten sich das die Veranstalter aber gut überlegen.

Bald nur noch Reiche an Konzerten?

Der Experte sieht nämlich die Entwicklung einer «sozialen Segregation» bei kulturellen Veranstaltungen.

Heisst: Die irre-hohen Preise «könnten dazu führen, dass Konzerte für einen Teil der Bevölkerung unerschwinglich werden. Dies könnte zu einer Veränderung der sozioökonomischen Zusammensetzung des Publikums führen. Es besteht die Gefahr, dass sich Menschen mit geringerem Einkommen den Besuch grosser Konzerte nicht mehr leisten können».

Das Konzert-Publikum könnte sich bald anders zusammensetzen als heute. Ärmere können sich Top-Acts nicht mehr leisten. - Keystone

Fichter hebt den Warn-Finger: «Unternehmen sollten die langfristigen Beziehungen zu ihren Kunden und deren Preiswahrnehmung berücksichtigen. Ein kontinuierlicher Anstieg könnte langfristig das Markenimage schädigen. Und die Kundentreue beeinträchtigen.»

Leute mit weniger Geld fragen sich: «Ist es mir das wirklich wert?»

Auch Tanja Dürst von der Budgetberatung Schweiz blickt mit Sorgenfalten auf die steigenden Konzert-Preise. Diese schrecken vor allem die Ärmeren ab. «Es ist in vielen Bereichen so: Geld öffnet manche Türen, die anderen verschlossen bleiben. Menschen mit weniger Geld fragen sich: Ist es mir das wirklich wert?»

Schliesslich könne man mit dem Geld für zwei Konzert-Tickets genauso gut mehrmals schön Essen gehen. Oder einen grossen Familienausflug machen.

Veranstalter-Chef Breitenmoser versichert: Man habe kein Interesse, Fans abzuschrecken. Er muss aber ebenfalls zugeben: «Wir erachten die Ticketpreise bei vielen Konzerten als an der oberen Grenze angekommen.»

Das Publikum hat höhere Ansprüche – und die Behörden auch

Bei Taylor Swift und Co. handle es sich allerdings um sogenannte Major-Acts mit sehr grosser Nachfrage. «Solche Stadion-Acts gibt es nicht viele – und bei 40'000 Personen ist Schluss. Bei den wenigen Major-Acts ist die Nachfrage meistens grösser als das Angebot.»

Bei den meisten kleineren Konzerten sei der Anstieg der Ticketpreise über die letzten Jahre moderater gewesen.

Einer der Gründe, warum Konzert-Tickets immer teurer werden, sind die gestiegenen Anforderungen seitens Behörden und Publikum. - Keystone

Gebildet werden die Preise für Konzert-Eintritte mit den Kosten und möglichen Einnahmen. Die Branche bekomme die Teuerung und die gestiegenen Anforderungen zu spüren. «Die Kosten, die der Künstler zu tragen hat, wie auch jene des Veranstalters, stiegen erheblich an.»

Und: «Gerade bei sehr grossen Konzerten wird das Drum und Dran immer aufwendiger. In vielen Fällen sind die Show-Kosten mehr angestiegen als die Ticketpreise, was das finanzielle Risiko der Veranstalter ansteigen lässt.»

Breitenmoser sagt etwa, dass die Anforderungen für eine Bühnenshow seitens Behörden – und Publikum – gestiegen seien. Hinzu komme, dass Tickets für Top-Acts in anderen Ländern teilweise noch viel höher lägen.

Zweitmarkt explodiert – ist der offizielle Markt gar zu günstig?

Alles zu teuer? Der Veranstaltungsprofi gibt zu bedenken: «Wenn man sieht, wie viel einige Fans im Zweitmarkt zu bezahlen bereit sind, könnte man den Eindruck bekommen, dass die Ticketpreise über den offiziellen Verkaufskanal mindestens in einigen Fällen zu günstig sind.»

Genau dieser Zweitmarkt (Viagogo und Co.) sei für Künstler und Veranstaltende «ein grosses Ärgernis. Und für die Fans, die sich auf eine Ticket-Zweitmarkt-Plattform verirren und überteuerte Tickets kaufen, natürlich auch». Die ersten Angebotstreffer in der Internetsuche würden nämlich oft von Ticketwiederverkäufern stammen.

Der Markt habe sich verändert. In den letzten Jahren seien immer weniger Konzerte ausverkauft. Und trotzdem landen Tickets auf dem Zweitmarkt.

«Wir gehen davon aus, dass im Zweitmarkt mittlerweile viel mehr Tickets von nicht ausverkauften Konzerten abgesetzt werden. Tickets, die beim offiziellen Ticketing-Unternehmen noch zu regulären Preisen erhältlich sind.»