Immer mehr Eltern wollen Kinder spät einschulen

Es ist erwiesen, dass Kinder, die älter sind als ihre Gspänli, besser sind in der Schule. Darum zögern immer mehr Eltern den Schulstart hinaus.

Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder erst später einschulen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Je älter die Kinder bei der Einschulung, desto besser schlagen sie sich in der Schule.
  • Nun kämpfen immer mehr Eltern dafür, dass ihre Sprösslinge später in die Schule kommen.
  • Doch diese Entwicklung hat auch unschöne Nebeneffekte.

In einem Jahr kann sich bei Kindern in der Entwicklung viel tun. Wenig erstaunlich ist es also, dass sich Kinder, die später eingeschult werden, besser im Unterricht schlagen: Wer ein Jahr älter ist als die Gspänli schreibt Untersuchungen zufolge die besseren Noten. Damit hat man auch bessere Chancen, später aufs Gymnasium gehen zu können.

Das ist auch den Eltern bewusst. Und um ihren Sprösslingen einen erfolgreichen Schulstart zu ermöglichen, machen sie sich dieses Wissen zunutze. Das zeigt sich in der Schweiz immer mehr.

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Wie SRF schreibt, ist die Quote in Basel und Baselbiet in letzter Zeit stark angestiegen. Satte vier Prozent der Kinder kommen erst später in den Kindergarten als eigentlich vorgesehen.

In Luzern dürfen Eltern gar frei entscheiden, ob sie ihr Kind mit vier oder fünf Jahren in den Kindergarten schicken. Dort liegt die Quote der Spät-Einschulungen bei 40 Prozent.

Meitli und Kinder mit Migrationshintergrund im Nachteil

Die Praxis bringt laut Experten auch Probleme mit sich: Es besteht das Risiko, dass die Schülerinnen und Schüler schon ganz früh ungleich behandelt werden. Und das geht – auch später im Leben – auf die Kosten der Mädchen und Kinder mit Migrationshintergrund.

Denn: Besonders oft zurückgehalten werden Buben – «meist, weil sie noch etwas wild sind», erklärt Stefan Wolter. Er ist Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung. «Doch mit der späteren Einschulung von Buben schaffen wir schon im Kindergarten eine Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern.»

Bei ausländischen Kindern wiederum sei das Problem, dass ihre Eltern oft nichts von der Möglichkeit der späteren Einschulung wissen.

Experte warnt vor Eltern-Entscheidungsfreiheit

Trotz ihrer Nachteile wird die Praxis immer beliebter: Das spüren auch die Kantone, in denen heute noch eine Fachperson über eine spätere Einschulung entscheiden muss. So gibt es etwa in Basel-Stadt einen entsprechenden Vorstoss.

Die Begründung von Ex-Grossrat Oswald Inglin (Mitte), der den Vorstoss lancierte: «Die Eltern kennen ihre Kinder am besten, also sollen sie entscheiden, wann ihr Kind in den Kindergarten soll.»

Eine Aussage, von der Bildungsexperte Wolter wenig hält. «Eltern haben auch ihre eigenen Wünsche an die schulische Karriere ihrer Kinder. Sie sind nicht immer neutral bei der Beurteilung ihrer Sprösslinge», warnt er.