Coronavirus: «Radikale Skeptiker wollen gar kein Gespräch»

Seit Wochen finden in Bern immer wieder unbewilligte Demos gegen die Massnahmen zum Coronavirus statt. Die bewilligte Kundgebung am Samstag wird aber gemieden.

Verschiedene Skeptiker-Gruppen wollen am Samstag nicht nach Bern kommen, weil sie die Bedingungen für die bewilligte Demo gegen die Massnahmen zum Coronavirus «diktatorisch» finden. Hier war - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag findet in Bern eine bewilligte Corona-Demo statt.
  • Weil die Bedingungen für die Bewilligung «diktatorisch» seien, meiden einige den Protest.
  • Dieser radikale Kern der Bewegung wolle nur irrational Lärm machen, so ein Soziologe.

In Bern kommt es seit Wochen jeden Donnerstag zu unbewilligten Demos gegen die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. So auch heute. Gleich am Samstag ist dann die nächste Kundgebung angesagt – diese wurde allerdings von der Stadt bewilligt.

Sie war davon ausgegangen, eine Einigung mit den Skeptikern erzielt zu haben: Bern hatte mit verschiedenen Gruppierungen ausgemacht, eine Demo pro Monat zu bewilligen, sofern die geforderten Bedingungen eingehalten würden. So müssen sich die Skeptiker an ein Sicherheitskonzept und eine vorgegebene Route halten.

Der Jugendbewegung «Massvoll» und dem Verein «Stiller Protest» sind diese Bedingungen ein Gräuel. Sie bezeichnen sie als «diktatorisch» und rufen ihre Anhänger dazu auf, am Samstag nicht nach Bern zu gehen. Stattdessen planen sie eine eigene Aktion – wie diese aussehen soll, ist unklar.

«Massvoll» und Co. setzen in Sachen Coronavirus «nur auf Polemik»

Besonders kompromissfähig zeigen sich die Gruppierungen also nicht. Doch diese radikalen Skeptiker sind auch innerhalb der Bewegung in der Unterzahl, wie Soziologe Marko Kovic zu Nau.ch sagt: «Viele Massnahmen-kritische Leute sind pragmatisch und gesprächsbereit. Gruppierungen wie ‹Massvoll› aber, die nur auf Polemik setzen und irrational Lärm machen, wollen gar kein Gespräch.»

Diese Strategie im Diskurs um das Coronavirus sei allerdings äusserst erfolgreich. «Wir reden über sie, obwohl sie eine unbedeutend kleine radikale Minderheit präsentieren. Solche Gruppen suchen Aufmerksamkeit und finden sie dank ihrer unreflektierten Polemik auch.»

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34%

Der radikale Kern der Skeptiker-Bewegung habe noch nie Kompromisse eingehen wollen. Kovic urteilt: «Von Anfang an ging es nur darum, stur auf extremistischen, antiwissenschaftlichen und demagogischen Positionen zu beharren.»

Auch wenn die Skeptiker immer wieder Schutzkonzepte missachten – protestieren lassen soll man sie weiterhin, betont der Experte. «In einer direkten Demokratie müssen wir unbedingt weiterhin eher grosszügig Demonstrationen zulassen», sagt Marko Kovic. «Es wäre falsch, wegen einer kindischen Minderheit das enorm wichtige Recht auf friedlichen Protest zu beschneiden.»