Alternative Treibstoffe haben gegen E-Autos kaum Chancen

Die Formel 1 möchte in Zukunft auf «E-Fuels» setzen. Doch welches Potential steckt in den synthetischen Treibstoffen?

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Nau - Anthony Patt, Professor für Klimaschutz über die Einführung von der Zukunftstechnologie «E-Fuel».

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Formel 1 möchte schrittweise auf synthetische Treibstoffe umstellen.
  • Der Kraftstoff soll CO2-neutrales Fahren ermöglichen.
  • Laut einem Experten ist die Technologie nicht für den Einsatz im Strassenverkehr geeignet.

Die Formel 1 will etwas grüner werden. Darum will sie weg von fossilen Brennstoffen und schrittweise auf synthetische und CO2-neutrale Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, umstellen. Ab 2021 mischt die Königsklasse dem Benzin vorerst 20 Prozent der E-Fuels bei.

Denn umweltfreundliche Treibstoff-Alternativen sind auf dem Vormarsch. Wenn in der Aussenwahrnehmung auch nur zögerlich.

Formel 1 will Image aufbessern

E-Fuels gelten als annähernd CO2-neutral. Bei der Herstellung der Brennstoffe wird fast so viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden, wie später bei der Verbrennung entsteht.

Will die Formel 1 mit umweltfreundlichen Treibstoffen gegen die Formel-E konkurrieren? - Keystone

Die flüssigen E-Fuels werden mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt. An der ETH Zürich beobachtet unter anderem Anthony Patt, Professor für Klimapolitik, die Entwicklung des Treibstoffes.

Dass die Formel 1 auf diese noch relativ unbekannte Technologie setzt, überrascht auch ihn. Er vermutet, «sie wollen gegen die Formel-E konkurrenzieren. Die Formel 1 hat ein Image-Problem, da sie fossile Treibstoffe benützen.»

Umweltfreundliches Benzin verbraucht enorm viel Strom

Aktuell ist die Herstellung der E-Fuels aber noch ziemlich teuer und ineffizient, so Patt. «Es braucht viel mehr Energie für die chemische Reaktion, als nachher durch den Treibstoff wieder raus kommt.»

Elektrofahrzeug Hersteller Opibus hat eine Finanzspritze erhalten. - DPA

Es brauche gar drei bis vier Mal so viel Strom wie ein Elektro-Fahrzeug, welches durch Batterie betrieben wird. In der Schweiz habe man gar nicht genug Strom für die Produktion von genügend E-Fuel.

Deshalb sieht der Professor für den Einsatz dieser Technologie im Strassenverkehr schwarz. «Ich glaube nicht, dass diese Technologie im Strassenverkehr gegen E-Autos konkurrenzieren kann.» Die Elektrifizierung sei der richtige Weg und «wir sind schon ziemlich weit fortgeschritten.»

Setzt SVP vergebens auf Wasserstoff?

Ein weiterer alternativer Treibstoff ist der Wasserstoff, für den sich die SVP derzeit stark macht. Dafür nutzt man Strom, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Der daraus gewonnene Wasserstoff wird in technischen Anlagen verdichtet und für die Tankstellen aufbereitet.

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Doch auch hier ist Patt skeptisch: «Es ist eine Verschiebungs-Taktik.» Denn global gesehen sei man mit den E-Autos viel weiter und effizienter. Für die Herstellung von Wasserstoff brauche es eine neue Infrastruktur. «Wer jetzt auf Wasserstoff setzt, kann noch zwei Jahrzehnte warten.»

Im Strassenverkehr glaubt der Professor also deutlich an den Erfolg der Elektro-Mobilität. Die Zukunft der synthetischen Kraftstoffe sieht er hingegen beispielsweise im Bereich der Langstrecken-Flugzeuge.

«Es ist unmöglich, mit einer Batterie mit 100 Passagieren über den Atlantik zu fliegen», so der Professor.

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Nau - Interview mit Anthony Patt, ETH-Professor für Klimapolitik.