Ukrainerin nach Damm-Sprengung: «Sie hassen uns so sehr»

Die Sprengung des Khachowa-Damms in der Ukraine hat eine ganze Region unter Wasser gesetzt. Die Bewohner des kleinen Biloserka haben ihren Schuldigen gefunden.

Überflutete Strassen in Cherson. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Teil des Ortes Biloserka wurde nach der Sprengung des Khachowa-Damms überflutet.
  • Eine Bewohnerin sagt über die Russen: «Sie hassen uns so sehr.»
  • Die Dorfbewohner sind sich sicher, dass die russische Armee den Damm gesprengt hat.

80 Kilometer unterhalb des gesprengten Khachowa-Damms liegt Biloserka, eine kleine Siedlung samt See. 24 Stunden hatte es gedauert, bis die Fluten vom Stausee anrollend den beschaulichen Ort unter Wasser gesetzt hatten.

Oleksandr lebt seit 22 Jahren in Biloserka. Der «Guardian» hat mit ihm und anderen Dorfbewohnern über ihre Erlebnisse seit der Damm-Sprengung gesprochen.

«Ich hatte mich auf dem Estrich versteckt, es war wahrscheinlich 4 Uhr morgens und mir wurde klar, dass ich schwimmen musste», sagt Oleksandr. Sein Hund, Zhanka, ertrank bei dem Versuch, ihm nachzuschwimmen. Seine Ziege bleibt ebenfalls verschollen.

Die Wasser- und die Stromversorgung im überschwemmten Teil des Dorfes sind unterbrochen. Trinkwasser muss mit Lieferwagen herangefahren werden, eine amerikanische NGO verteilt Hilfspakete mit Lebensmitteln. Treibholz und Unrat strömen durch den Ort.

Bewohnerin: «Mit den Russen gibt es definitiv keine Unfälle»

Für Julia Pawtschuk und Natalia Daschkowska ist klar, wer für das Hochwasser verantwortlich ist. Der Damm sei schon vor langer Zeit vermint worden, sagt Daschkowska.

«Mit den Russen gibt es definitiv keine Unfälle. Sie hassen uns so sehr, dass sie uns nicht als Land, als eine Nation, anerkennen», sagt Lehrerin Pawtschuk. Den Krieg und die Überschwemmung bezeichnet sie als Genozid.

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Gestorben ist in Biloserka niemand, der Höhepunkt des Hochwassers ist laut Anwohnern bereits vorüber. Der Schaden aber wird bleiben. «Sobald das Wasser eindringt, wird es viele Schäden im Inneren der Häuser geben», sagt Michael Capponi von der Lebensmittel verteilenden Global Empowerment Mission.

Einige Möbel würden gerettet werden können, aber die Geräte seien alle kaputt. Auch fliessend Wasser werde es «für eine lange Zeit» nicht geben. Oder wie es Natalia Daschkowska ausdrückt: «Ich hatte das mit meinem Mann besprochen: Wenn der Damm bricht, sind alle Häuser im tiefer gelegenen Teil des Dorfes im Arsch.»