Nord Stream: «Bombe könnte meine 80-jährige Mama anbringen»

Weiterhin ist nicht geklärt, wer hinter dem Schaden an den Nord-Stream-Pipelines steckt. Ein Experte ordnet den Sabotage-Akt ein – mit überraschenden Aussagen.

Das Leck an Nord Stream 1 in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache im September 2022. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im September 2022 sprengen Unbekannte drei Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee.
  • Bis heute ist nicht abschliessend geklärt, wer für den Sabotage-Akt verantwortlich ist.
  • Profis brauche es für eine solche Aktion nicht, findet Extremtaucher Achim Schlöffel.

Drei Pipelines für Gas aus Russland wurden im Herbst vergangenen Jahres in der Ostsee sabotiert und beschädigt. Auch nach monatelanger Ermittlung ist nicht klar, wer für den Vorfall verantwortlich ist.

Experte: «Nichts leichter als das»

Eine solche Operation im Meer scheint aufwendig und kompliziert. Oder doch nicht? Extremtaucher und Sicherheitsexperte Achim Schlöffel widerspricht vehement. «Den Auftrag hätte ich sofort angenommen, weil ich mir gedacht hätte: ‹Nichts leichter als das›», sagt er im Gespräch mit der «Zeit».

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache (Archiv). - dpa

Die Pipelines wurden durch das Anbringen von Sprengstoff beschädigt. Laut Schlöffel ein Kinderspiel. «Die Bombe könnte auch meine 80-jährige Mama anbringen, wenn sie mal vor Ort wäre.»

Sechs Saboteure verdächtigt

Profis seien für eine solche Aktion nicht nötig, so der Experte weiter. «Wer das technische Tauchen lernt, durchläuft drei Kurse. Level eins, zwei und drei. Schon wer das zweite Level abgeschlossen hat, könnte die Pipeline erreichen.»

Seit der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines laufen Ermittlungen. Zuletzt wurden Indizien auf den möglichen Hergang der Tat publiziert.

Medienberichten zufolge soll eine sechsköpfige Gruppe für den Anschlag verantwortlich sein. Mit gefälschten Pässen und einer gemieteten Yacht sei es ihr gelungen, unbemerkt Sprengstoff an den Rohren zu befestigen, heisst es.

Taucher verrät, wie er Pipelines beschädigen würde

Ein sinnvolles Vorgehen, meint Schlöffel. «Ich hätte es ähnlich gemacht, ein ziviles Boot angemeldet, dazu eine Handvoll guter Freunde geholt und eine Seekarte. Auf der sind Pipelines eingezeichnet.»

Er würde anschliessend über der Pipeline ein Bleigewicht nehmen, eine Leine und oben dran eine kleine Boje festmachen, so Schlöffel. «Die Taucher könnten dann der Leine in die Tiefe folgen.»

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Unten müsste dann nur der Sprengstoff angebracht werden. «Wenn sie fertig sind, lassen sie eine Boje mit Leine hochsteigen, fast jeder Taucher kann das.»

Im Anschluss würden sie sachte hochkommen und bei ihren Dekompressionspausen tief unten im Wasser in der Strömung treiben. «An der Oberfläche angekommen, müssten sie nur noch verschwinden», meint der Experte abschliessend.