Festgenommener Reichsbürger glaubt an Kinder-Folter in der Schweiz

Bei Razzien in Deutschland wurden 25 Reichsbürger festgenommen. Einer der Verhafteten behauptet, in der Schweiz würden Kinder über Tunnel entführt.

07.12.2022, Hessen, Frankfurt/Main: Bei einer Razzia gegen sogenannte «Reichsbürger» stehen Polizisten an einem durchsuchten Objekt in Frankfurt. Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwochmorgen - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch wurden deutschlandweit mehrere Razzien gegen Reichsbürger durchgeführt.
  • Unter den 25 verhafteten Personen befindet sich auch der Ex-Offizier Maximilian Eder.
  • Er behauptete, in der Schweiz würden Kinder über ein Tunnelsystem entführt.

Am Mittwochmorgen rückten in Deutschland 3000 Polizeibeamte in elf Bundesländern bei mutmasslichen Reichsbürgern an. Im Zuge der Razzien wurden 25 Personen festgenommen, die einen Putsch in Deutschland geplant haben sollen.

Zu den Verhafteten gehört auch der frühere Bundeswehr-Offizier Maximilian Eder, der die treibende Kraft hinter dem geplanten Umsturz gewesen sein soll. Eder arbeitete offenbar auch eng mit dem als «Staatsoberhaupt» vorgesehenen Prinzen, Heinrich XIII., zusammen.

In seiner Zeit bei der Bundeswehr führte er ein Panzergrenadierbataillon und war auch im Kosovo im Einsatz. Danach rutschte er aber zunehmend in die Querdenker-Szene ab. So stand er im Mai dieses Jahres in Baden-Baden auf der Bühne. In einer Rede warnte er vor dem Nachbarland Schweiz.

Eder macht dabei absurde Behauptungen. Er spricht von einem geheimen Tunnelsystem, das eigens dafür gebaut worden war, um Kinder zu entführen und zu foltern.

«Wenn Sie von Erdbeben in der Schweiz oder im Schwarzwald hören, dann wissen Sie, dass wieder solche Gänge gebaut werden.» Bei Entführungen sollen auch Spitzen aus Politik, Justiz und Wirtschaft ihre Finger im Spiel haben.

Schutz für «zwei Familien»

Mitschnitte dieser Rede seien auf dem bei Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern beliebten Portal «Bitchute» abrufbar, wie der «Tages-Anzeiger» heute berichtet. In seiner Ansprache in Baden-Baden spricht Eder von «zwei Familien», welche er schützen müsse.

Der frühere Bundeswehr-Offizier Maximilian Eder warnt vor der Schweiz. - Twitter/@Anonymous9775

Zum einen geht es um den schweizweit bekannten Fall des Solothurner Mädchens Nathalie und ihrer Mutter. Die beiden behaupteten 2019, dass die damals Siebenjährige von ihrem Vater missbraucht werde. Anfang Mai 2022 kamen Schweizer und deutsche Behörden jedoch zum Schluss, dass die Vorwürfe erfunden waren.

Innerhalb der Querdenker-Szene Österreichs, Deutschlands und der Schweiz sah man jedoch eine satanistische Vereinigung, die Rituale an Kindern durchführt, dafür verantwortlich.

Nach Einstellung der Ermittlungen sprach Eder eine Warnung an die Schweizer Justiz aus. Sollte dem Mädchen etwas geschehen, «dann ist klar, wer verantwortlich ist».

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Beim zweiten Fall handelt es sich um einen damals fünfjährigen Jungen aus Basel, der vom Vater missbraucht worden sein soll. Die Vorwürfe wurden im Zuge der Ermittlungen der Polizei jedoch nicht bestätigt. Trotzdem brachte Eder den Jungen im Herbst 2021 gemeinsam mit der Mutter in sein Haus im Bayerischen Wald.