Das Smartphone spricht nachts über seinen Besitzer

Dass persönliche Daten über unsere Smartphones an Firmen gehen, ist nichts Neues. Doch das komplette Ausmass ist für Endkunden kaum nachzuvollziehen.

Ein Kind nutzt das Smartphone in seinem Bett. (Symbolbild) - iStock

Das Wichtigste in Kürze

  • Während wir schlafen, schicken unsere Smartphones Daten an Unternehmen.
  • Apple bietet einen kleinen Lösungsansatz – Google will es offenbar so.

Während wir schlafen, läuft ein grösserer Teil unserer Technik weiter. Auch unsere Smartphones dienen beispielsweise als Wecker. Doch die Apps auf unseren Geräten kennen keinen Schlaf.

Insbesondere sogenannte Daten-Tracker, welche in einen Grossteil der Anwendungen integriert sind, arbeiten fleissig weiter. Nach dem Datenskandal von Facebook und Cambridge Analytica lässt dies aufhorchen.

Die «Washington Post» hat mit einem iPhone einen Selbsttest unternommen. Zwischen 23 Uhr und 7 Uhr übermittelten verschiedenste Apps unter anderem die Telefonnummer, die E-Mail-Adresse und den Standpunkt. Dies teils an unbekannte Dritt- respektive Datenfirmen.

Daten-Tracker fressen Akku und Datenpaket

Neben diesen unerwünschten Übermittlungen erhöht sich der Akku-Verbrauch und Datenvolumen wird verschwendet. Doch warum werden diese Daten vermehrt in der Nacht übermittelt? Dafür gibt es von App zu App andere Gründe: Das Tracking soll keine anderen Funktionen beeinträchtigen oder das Smartphone soll am Ladekabel angeschlossen sein.

Ein Netzteil von Apple mit einem eingesteckten Lightning-Kabel. - Pixabay

Die Datenschutzbestimmungen lassen dabei oftmals einen grossen Spielraum für Interpretationen, welche Daten gesendet werden. Auch der angegebene Zweck ist dabei relativ vielseitig: Von Werbung über Performanceverbesserung ist alles dabei. Ob es jedoch dabei bleibt und wie die Daten geschützt werden, kann oftmals aus Kundensicht nicht nachvollzogen werden.

In einem dokumentierten Fall widersprechen die effektiv übermittelten Daten gar den Bestimmungen. Weiter ist zu sagen, dass der Test Apps von grösseren Firmen und Herstellern berücksichtigte. Bei Apps von kleineren, weniger bekannten Unternehmen dürfte das Resultat deutlich schlechter ausfallen.

Apple bietet Lösungsansatz

Apple selbst versucht die Privatsphäre seiner Kunden besser zu schützen. Die Einstellung «Ad-Tracking beschränken» beispielsweise macht es für Firmen schwieriger, einen Kunden App-übergreifend zu identifizieren.

Doch damit ist das Problem bei Weitem noch nicht aus der Welt geschafft. Bei Google wird klar weniger gegen das Daten-Tracking unternommen – teilweise wird sogar zugunsten dafür gehandelt.

Kleine IT-Unternehmen kritisieren Google scharf. - keystone

Google will keine Daten-Tracking-Blocker für das Smartphone

Der «Washington Post»-Versuch wurde von der Datenschutzfirma Disconnect unterstützt. Das Unternehmen hat eine App entwickelt, die das Daten-Tracking deutlich einschränkt.

Doch der Suchmaschinen-Riese lässt solche Programme nicht einmal in seinen Play Store für Android zu: Apps, welche die Anzeige von Werbung beeinträchtigen könnten, sind generell verboten.