Filmbranche im Krisenmodus: «Streaming kann das Kino nicht ersetzen»

Kinos geschossen, Filmfestivals abgesagt und trotzdem werden mehr Filme denn je gesehen. Grosse Gewinner des Lockdown sind die Streaming-Anbieter.

Die grossen Gewinner der Corona-Pandemie sind die Streamingdienste. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Filmbranche befindet sich aufgrund der Corona-Pandemie in einer Krise.
  • Vor allem kleine Kinos sind hart von der Pandemie betroffen.
  • Die grossen Profiteure in der Filmindustrie sind Streamingdienste wie Netflix.

Viele Mitarbeitende in Kinos, beim Verleih, in Produktionsbüros, auf Filmsets, von einem Tag auf den andern waren sie alle arbeitslos. «Es besteht eine enorme Unsicherheit hinsichtlich der Folgen für unsere Arbeit», sagt Barbara Miller, Präsidentin des Verbands Filmregie und Drehbuch.

Einen positiven Aspekt gibt es immerhin: Noch nie war die Filmbranche so geeint. Wo es doch sonst oft schwierig ist, die vielen verschiedenen Interessen der verschiednene Filmemacher unter einen Hut zu bringen. Nun ziehen alle am gleichen Strang. Denn wie lange Verleihfirmen und Kinos durchhalten, weiss niemand.

Ein Regiestuhl am «James Bond»-Filmset. - dpa

Das Bundesamt für Kultur für Verleih und Kinos hat «in sehr kurzer Zeit 2,6 Millionen Franken ausbezahlt.» Das erklärt BAK-Filmchef Ivo Kummer. Viele Filmfirmen haben zudem die zinslosen Darlehen des Bundes in Anspruch genommen. Ein Grossteil der Angestellten im Filmbereich ist auf Kurzarbeit gestellt.

Kleinere Kinos hart getroffen

Aber alle sind sich einig, dass das Jahr 2020 im Filmbereich tiefe Spuren hinterlassen wird. Gerade die Schwächeren dürfte es besonders hart treffen: die kleineren Kinos und den Schweizer Film, der es im Kino sowieso schwer hat. Für Ivo Kummer ist klar, dass die Kinos auch auf Blockbuster setzen müssen, um das Jahr zu überleben.

Ein Kino. (Symbolbild) - Keystone

Aber auch falls die Kinos bald wieder öffnen dürfen, ist nicht sicher, ob sie überhaupt öffnen werden. «Wegen des erforderlichen Distancing werden nur etwa ein Drittel der Plätze besetzt sein.» Das gibt René Gerber, Generalsekretär von Procinema, zu bedenken. «Und wir sind mit den Einnahmen schon jetzt 25 Prozent hinter dem Vorjahr».

Edna Epelbaum, Präsidentin des Kinoverbandes, warnt ihrerseits davor, die Kinos zu früh zu öffnen: «Sicherheit geht vor, und eine erneute Schliessung möchte niemand.»

Positiver Blick in die Zukunft

Trotz verschlossener Kinotüren erreicht der Filmkonsum dank der weltweiten Stay-at-Home-Anordnung zurzeit Rekordzahlen. Der Branchenprimus Netflix meldet mit 16 Millionen den grössten Neuzuwachs seiner Geschichte und hat nun weltweit 183 Millionen Abonnenten. Das kürzlich gestartete Portal Disney Plus hat mit 50 Millionen Erstabonnenten fulminant begonnen. Und auch die Schweizer Portale verzeichnen stark steigende Zahlen.

Andreas Furler, Gründer und Geschäftsführer des Portals Cinefile, schaut positiv in die Zukunft. «Wir haben bis Ende April schon fünfmal mehr Visionierungen als im ganzen Jahr 2019,» sagt er. «Und wir sind überzeugt, dass Streaming auch in Zukunft wichtig bleiben wird.»