Globale Autoproduktion: China dominiert, Europa setzt auf Premium
Das Epizentrum der Autowelt verschiebt sich nach Asien. China dominiert Produktion & E-Mobilität. Europa, Japan & die USA gehen teils protektionistische Wege.

Autos sind nicht gleich Autos, das gilt besonders für ihre Entstehung. Die globalen Automärkte in China, Europa, Japan und den USA verfolgen grundlegend unterschiedliche Produktionsphilosophien.
Diese Verschiedenheit beeinflusst massgeblich Kosten, Innovationstempo und die Marktstrategien der Hersteller. Im Jahr 2023 produzierte China bereits über 30 Millionen Fahrzeuge, während die USA 10.6 Millionen und Japan 9.0 Millionen Einheiten fertigten.
Die Verschiebung des Epizentrums nach Asien ist unübersehbar.
China: Geschwindigkeit, Kostenführerschaft und vertikale Integration
China ist nicht nur der unangefochtene Produktionsweltmeister, sondern auch der grösste Absatzmarkt für E-Fahrzeuge. Über 50 Prozent aller weltweit verkauften Elektroautos entfielen 2023 auf China.

Chinesische Hersteller wie BYD verfolgen die Strategie der vertikalen Integration: Sie kontrollieren über 75 Prozent der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette.
Dadurch entsteht ein signifikanter Kostenvorteil, der auf dem Heimatmarkt E-Autos günstiger als vergleichbare Verbrenner macht. Der geschätzte Kostenvorteil bei der Produktion eines E-Autos in China liegt bei bis zu 10'000 Euro pro Fahrzeug im Vergleich zu Europa.
Europa: Premium-Fokus und Engineering-Tiefe
Die europäische, speziell die deutsche Fertigung, steht traditionell für Qualität und Engineering-Exzellenz. Europa produzierte 2023 rund 4.1 Millionen Fahrzeuge.

Hohe Lohn- und Energiekosten machen jedoch die Produktion im Volumensegment schwierig. Der Fokus liegt auf komplexen, margenstarken Premiumfahrzeugen; so hat ein nach China exportiertes deutsches Fahrzeug oft einen Wert von über 50'000 Euro.
Technologisch versuchen europäische Hersteller den Vorsprung in der E-Mobilität durch Skalierung von Baukästen (wie VWs MEB) und den Aufbau lokaler Batteriefertigung aufzuholen.
Japan: «Lean Production» und Zuverlässigkeit
Japanische Hersteller prägten mit dem Toyota-Produktionssystem – bekannt als «Lean Production» – die globale Fertigung. Dieses System minimiert Verschwendung und optimiert Prozesse.

Die Stärken liegen in der beispiellosen Zuverlässigkeit und der effizienten Massenproduktion von Verbrennern und Hybriden. Japanische Konzerne sind führend in der Hybridtechnologie, investieren aber langsamer in reine Elektrofahrzeuge als die chinesische oder europäische Konkurrenz.
Sie legen Wert auf langfristige Qualitätssicherung und weltweite, dezentrale Fertigung.
USA: Grösse, Profit und Protektionismus
Die US-Fertigung konzentriert sich traditionell auf grosse, margenstarke Fahrzeuge wie Pick-ups und SUVs. Politische Instrumente, allen voran der Inflation Reduction Act (IRA), dienen dem starken Protektionismus.

Der IRA fördert die heimische Produktion von Elektrofahrzeugen und Batterien massiv, indem er Steuergutschriften an die Endmontage in Nordamerika und den Ausschluss von Batteriekomponenten aus China knüpft.
Dies hat zu Multi-Milliarden-Investitionen in neue US-Batterie- und Montagewerke geführt. Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette in den USA zu halten.







