«Recht auf Laden»: Ausbau ist entscheidend

Daniel Huber
Daniel Huber

Das BFE erwartet einen massiven Anstieg des Bedarfs an Ladeinfrastruktur. Warum der Zugang zur privaten Ladeinfrastruktur entscheidend ist.

Wallbox, E-Auto
Über eine Wallbox wird die Rückspeisung aus den Batterien von E-Autos ermöglicht. - Depositphotos

Die Elektromobilität ist eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltigere Mobilität in der Schweiz und spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der nationalen Energie- und Klimaziele. Elektroantriebe sind effizient und ermöglichen die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, was sie zu einem Eckpfeiler der zukünftigen Verkehrspolitik macht.

Ein umfassender und zuverlässiger Ausbau der Ladeinfrastruktur ist unerlässlich, um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in der Bevölkerung zu steigern.

Entwicklung des Elektrofahrzeugbestands

Der Fahrzeugbestand in der Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Der Gesamtbestand an Strassenmotorfahrzeugen stieg von 4.584.718 im Jahr 2000 auf 6.503.711 im Jahr 2024.

Schaubild Neu-Zulassungen
Die Inverkehrsetzungen in der Schweiz. - Bundesamt für Statistik (Screenshot)

Innerhalb dieser Entwicklung ist der Anstieg reiner Elektrofahrzeuge besonders bemerkenswert. Im Jahr 2000 waren lediglich 754 reine Elektrofahrzeuge registriert.

Schaubild Neue Inverkehrsetzungen
Neue Inverkehrsetzungen von Strassenmotorfahrzeugen. - Bundesamt für Statistik

Diese Zahl stieg bis 2023 auf 155.498 und erreichte im Jahr 2024 bereits 202.530 Fahrzeuge. Auch Plug-in-Hybridfahrzeuge verzeichneten ein starkes Wachstum von null im Jahr 2000 auf 100.918 im Jahr 2024.

Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur

Aktuell sind über 14.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge an insgesamt über 6.500 Standorten verfügbar. Diese Ladepunkte bieten eine breite Palette an Ladeleistungen, von 3.7 Kilowatt für das Langsamladen bis zu 350 Kilowatt für das Schnellladen.

Rund 20 Prozent aller Ladevorgänge von Elektroautos finden im öffentlichen Raum statt. Das Bundesamt für Energie (BFE) überwacht und dokumentiert die Entwicklung dieser Infrastruktur genau.

chargemap
Chargemap.com ist eine Website und App, die Elektroautofahrern hilft, Ladestationen zu finden, ihre Verfügbarkeit zu prüfen und Ladevorgänge zu starten. - Chargemap.com (Screenshot)

Es werden Echtzeit-Daten von der Plattform ich-tanke-strom.ch genutzt, um täglich Kennzahlen zu erheben und diese monatlich zu mitteln. Diese Erhebung begann im November 2020 und wird fortlaufend weitergeführt, um eine präzise Übersicht über den Ausbaustatus zu gewährleisten.

Private und halböffentliche Ladeinfrastruktur

Während der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in der Schweiz voranschreitet, bestehen im privaten und halböffentlichen Bereich, insbesondere in Mehrfamilienhäusern mit Einzel- oder Sammelgaragen, erhebliche Herausforderungen. Derzeit sind Eigentümer und Vermieter nicht verpflichtet, Ladestationen einzurichten, und Mieter haben keinen rechtlichen Anspruch auf eine Lademöglichkeit an ihrem Wohnort.

BMW 7er
Auf dem Weg zur grünen Verkehrswende: Der Zugriff auf eine Lademöglichkeit ist auch bei der angemietetem Wohnung oder auf der Arbeit entscheidend. - BMW

Dies ist ein strukturelles Problem, da rund vier von fünf Personen in der Schweiz in einem Mietverhältnis oder im Stockwerkeigentum leben. Die Auswirkungen dieser Situation sind deutlich:

Laut TCS-Daten verfügen nur 36 Prozent der E-Auto-Besitzer über eine Ladestation zur exklusiven Nutzung. Weitere 23 Prozent nutzen öffentlich zugängliche Ladestationen in unmittelbarer Nähe ihres Hauses, während 12 Prozent überhaupt keine entsprechende Möglichkeit haben. Lediglich 14 Prozent können ihr Elektroauto am Arbeitsplatz laden.

«Recht auf Laden»

Dies zeigt, dass die fehlende rechtliche Verankerung des «Rechts auf Laden» ein primäres Hemmnis für den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur darstellt. Ohne eine klare gesetzliche Regelung wird der Ausbau in diesem Bereich stark verlangsamt bleiben. Die politische Debatte und die Motion 21.3371* sind direkte Reaktionen auf dieses Hemmnis.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Praxis, Elektrofahrzeuge an Haushaltssteckdosen zu laden. Obwohl dies technisch grundsätzlich möglich ist, wird es vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) als nicht empfehlenswert eingestuft. Hauptgründe hierfür sind ernsthafte Sicherheitsbedenken, da Haushaltssteckdosen bei Dauerbelastung überhitzen und Brände verursachen können.

Zudem ist das Laden über Haushaltssteckdosen ineffizient, führt zu längeren Ladedauern und höheren Ladeverlusten.

Prognosen zum Ladeinfrastrukturbedarf bis 2035

Das Bundesamt für Energie (BFE) hat in seiner Studie «Verständnis Ladeinfrastruktur 2050» detaillierte Prognosen zum zukünftigen Bedarf an Ladeinfrastruktur in der Schweiz erstellt. Bis zum Jahr 2035 wird erwartet, dass bis zu 2 Millionen private Ladepunkte entstehen sollen.

Für Fahrzeughalter ohne Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz ist ein allgemein zugängliches Ladenetz in Wohnortnähe von entscheidender Bedeutung.

Insgesamt wird für 2035 ein Bedarf von bis zu 84.000 allgemein zugänglichen Ladepunkten in der Schweiz prognostiziert.

Weitere Erläuterungen

* Die Motion 21.3371 ist ein parlamentarischer Vorstoss, der von Nationalrat Jürg Grossen (Grünliberale Partei) eingereicht wurde. Ihr Ziel ist es, Mieterinnen und Mietern sowie Stockwerkeigentümern einen gesetzlichen Anspruch auf den Zugang zu einer Ladestation für Elektroautos zu ermöglichen.

Kommentare

User #5144 (nicht angemeldet)

Ich finde das Recht auf Mobilität generell viel wichtiger. Es stellt sich auch die Frage wer soll das alles finanzieren nur auf den ersten Blick sind E- Autos günstiger.

User #3695 (nicht angemeldet)

Ein Recht auf laden. Dass ich nicht lache. Bevor man Private bevormundet, sollen die Stromanbieter zusammen mit den Gemeinden ausreichend Ladeinfrastrukturen erstellen

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