Luxus und Paranoia: Stalins Autos
Von luxuriösen amerikanischen «Importschiffen» bis zu massgefertigten, gepanzerten sowjetischen Giganten. Stalins Symbole der Macht und Unnahbarkeit.

Josef Stalin, der langjährige Diktator der Sowjetunion, zeigte eine besondere Vorliebe für Automobile. Diese Fahrzeuge waren nicht nur sein Transportmittel, sondern auch Symbole seiner Macht.
Er bevorzugte stets geschlossene Wagen, selbst an heissen Sommertagen. Dies diente hauptsächlich seiner persönlichen Sicherheit, da er sich vor potenziellen Attentaten fürchtete. Stalin besass eine Reihe von Fahrzeugen, die seinen hohen Status widerspiegelten.
Angeblich besass er über 20 verschiedene Autos, die in seinen Garagen in und um Moskau bereitstanden. Diese Wagen wurden oft gewechselt, um seine Bewegung unvorhersehbar zu machen. Er vertraute auf eine kleine Gruppe von Fahrern, die für ihre absolute Diskretion bekannt waren.
Die Packard-Verbindung
Eines seiner frühesten und wohl bekanntesten Fahrzeuge war ein Packard Twelve aus dem Jahr 1935. Dieses luxuriöse amerikanische Modell war eine Ikone der damaligen Automobilindustrie.

Die Geschichte berichtet, dass dieses Fahrzeug ein Geschenk des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt an Stalin war. Dieser Packard inspirierte auch die sowjetische Automobilindustrie massgeblich.
Der Packard Twelve war für seine fortschrittliche Technik und seinen Komfort bekannt. Er bot eine sanfte Fahrt, was für die oft schlechten Strassenverhältnisse in der Sowjetunion wichtig war.
Entwicklung der ZIS-Limousinen
Das sowjetische ZIS-Werk, das «Sawod imeni Stalina», spielte eine zentrale Rolle bei der Versorgung der sowjetischen Führung mit Fahrzeugen. Hier wurden die ersten echten sowjetischen Luxuslimousinen gefertigt.

Ein Schlüsselmodell war der ZIS-101, der bereits in den späten 1930er Jahren produziert wurde. Er war ein direkter Vorläufer der späteren Staatskarossen.
Der ZIS-110 war das bekannteste Modell. Sein Design erinnerte stark an den Packard Super Eight von 1942.
Schwergewicht: ZIS-115
Der ZIS-110 wurde mit modernster Technik ausgestattet. Dazu gehörten beheizbare Sitze und eine Klimaanlage. Die ultimative Sicherheitsmassnahme war Stalins gepanzerte Limousine – der ZIS-115.

Von diesem Modell wurden nur 32 Exemplare gebaut. Das Fahrzeug wog über vier Tonnen und hatte schusssichere Fenster. Diese Fenster waren fast acht Zentimeter dick und konnten hydraulisch abgesenkt werden.
Eine Besonderheit war, dass die Reifen mit einer Spezialfüllung versehen waren. Diese ermöglichte die Weiterfahrt auch nach einem Platten.
Kurioses und Anekdoten
Stalin war angeblich abergläubisch. Er glaubte, dass es Unglück bringen würde, stets dasselbe Auto zu benutzen. Aus diesem Grund wechselte er häufig die Fahrzeuge und die Routen. Manchmal fuhr er sogar mit der U-Bahn, um seine Gewohnheiten zu verschleiern.
Es gibt Berichte, dass Stalin seine Fahrer streng überwachte. Sie mussten absolute Loyalität zeigen. Jegliche Unaufmerksamkeit konnte drastische Konsequenzen haben. Einmal soll er einem Fahrer befohlen haben, eine bestimmte Geschwindigkeit zu halten, unabhängig von den Strassenbedingungen.

Die ZIS-115-Limousinen wurden nach Stalins Tod nicht sofort eingemottet. Sie wurden weiterhin von anderen hochrangigen Funktionären genutzt. Ein Exemplar wurde beispielsweise an den jugoslawischen Staatschef Josip Broz Tito übergeben. Heute sind diese Autos wertvolle Museumsstücke.