Fehmarnbelt-Tunnel: Ein neuer Weg nach Skandinavien
Das Mammutprojekt wird von einer intensiven Debatte begleitet. Aber es zeigt auch, dass nicht nur in Asien Superlative möglich sind.

Der Fehmarnbelt-Tunnel, eines der grössten Infrastrukturprojekte Nordeuropas, ist eine 18 Kilometer lange Absenktunnel-Verbindung zwischen der dänischen Insel Lolland und der deutschen Insel Fehmarn. Er ist ein zentrales Element des europäischen Verkehrsnetzes und soll den Reise- und Güterverkehr zwischen Skandinavien und Mitteleuropa erheblich beschleunigen.
Technisch ist das Projekt ein Vorreiter: Es wird den längsten Absenktunnel der Welt beherbergen, der eine vierspurige Autobahn und eine zweigleisige, elektrifizierte Bahnstrecke in fünf separaten Röhren vereint.

Die Fertigung der insgesamt 89 Tunnelelemente in einer eigens errichteten Fabrik bei Rødbyhavn stellt eine bautechnische Meisterleistung dar.
Strategische Bedeutung und europäische Integration
Als wesentlicher Bestandteil des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-T), insbesondere des «Skandinavisch-Mediterranen Korridors», soll der Tunnel eine direkte und leistungsfähige Verbindung zwischen Skandinavien und Mitteleuropa schaffen.

Das übergeordnete Ziel ist die Umgehung der längeren Jütland-Route über den Grossen Belt, um den Personen- und Güterverkehr zu beschleunigen und effizienter zu gestalten.
Ingenieurprojekt der Superlative
Als technische Lösung für die Fehmarnbeltquerung wurde ein Absenktunnel gewählt. Diese Bauweise gilt als sicher und bewährt und wurde aufgrund der relativ geringen Wassertiefe des Fehmarnbelts als die geeignetste und kosteneffizienteste Variante befunden.
Ein alternativ diskutierter Bohrtunnel galt als zu teuer. Das Verfahren sieht vor, einen Graben im Meeresboden auszuheben, anschliessend vorgefertigte Betonelemente in den Graben abzusenken und dort zu verbinden.
Der Tunnel wird nach der Absenkung mit einer schützenden Gesteinsschicht bedeckt, die langfristig als Lebensraum für Meerestiere dienen soll.
Dimensionen und Struktur
Der Tunnel hat eine geplante Gesamtlänge von rund 18 Kilometern und eine Gesamtbreite von 42 bis 45 Metern. Er wird aus insgesamt fünf separaten Röhren bestehen:
- zwei Röhren mit je zwei Fahrspuren und durchgehendem Seitenstreifen für den Strassenverkehr,
- zwei separate Röhren für die elektrifizierte Bahnstrecke und eine fünfte, kleinere Röhre als Rettungs- und Servicepassage.
Der tiefste Punkt des Tunnels wird bis zu 30 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Diese Konfiguration wurde so konzipiert, dass sie ein Höchstmass an Sicherheit und Effizienz für den kombinierten Strassen- und Schienenverkehr gewährleistet.
Fertigung und Montage
Das Herzstück des Bauprojekts ist eine eigens für diesen Zweck errichtete Tunnelfabrik in Rødbyhavn, Dänemark, die eine der grössten Baustellen Nordeuropas darstellt. In dieser Fabrik werden die insgesamt 89 Tunnelelemente in drei Produktionshallen auf fünf Fertigungslinien gefertigt. Die Tunnelstruktur besteht aus 79 Standardelementen und 10 Spezialelementen.
Jedes der Standardelemente ist 217 Meter lang, 42 Meter breit, 9 Meter hoch und wiegt rund 73.000 Tonnen. Jedes Standardelement wird aus neun vorgefertigten Segmenten von je 24 Metern Länge zusammengesetzt.
Die Spezialelemente, die in Abständen von 2 Kilometern platziert werden, sind breiter und verfügen über ein Untergeschoss für die technische Ausstattung. Für die Herstellung der Tunnelelemente sind insgesamt 3 Millionen Kubikmeter Beton erforderlich.