Gino Caviezel: «Kann noch keinen normalen Alltag führen»
Die Olympia-Saison rückt immer näher und Gino Caviezel (33) hat das klare Ziel vor Augen. Wann der Routinier auf die Piste zurückkehrt, steht in den Sternen.

Das Wichtigste in Kürze
- Gino Caviezel schuftet seit Monaten an seinem Comeback.
- Der Sturz in Bormio beschädigte die Schulter und das Knie.
- Im Interview spricht der 33-Jährige über den steinigen Weg zurück.
Nau.ch: Gino Caviezel, seit Ihrem Sturz in Bormio sind fast sieben Monate vergangen. Wie geht es dem Knie und der Schulter?
Gino Caviezel: Mir geht es grundsätzlich gut. Die Schulter spüre ich fast nicht mehr. Beim Knie habe ich nach wie vor einen langen Weg vor mir. Ich arbeite täglich mit Training und Therapie dran und mache meine kleinen Fortschritte.
Nau.ch: Gibt es einen konkreten Plan, wann Sie auf die Piste und in den Weltcup zurückkehren wollen?
Gino Caviezel: Einen solchen mache ich mir bewusst nicht, es ist leider eine komplexe Verletzung. Man muss schauen, wie das Knie auf gewisse Belastungen reagiert. Seit der Operation sind knapp sechs Monate vergangen, das ist nicht viel.
Sobald es das Knie zulässt, bin ich der Erste, der Skifahren geht. Aber ich will mir kein Datum setzen. Aber natürlich sind die Olympischen Spiele nächstes Jahr immer im Hinterkopf, dafür arbeite ich jeden Tag hart.
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Nau.ch: Welche Erinnerungen haben Sie an den Sturz in Bormio? Beschäftigen Sie sich noch damit?
Gino Caviezel: Aktuell beschäftige mich etwas weniger damit, aber am Anfang natürlich sehr. Ich habe mir den Sturz x-mal angeschaut, um zu sehen, wo der Fehler liegt, damit ich diesen nicht mehr mache. Jetzt habe ich damit abgeschlossen und probiere, nach vorne zu schauen.
Nau.ch: Wie schwierig ist es, sich mental davon zu erholen?
Gino Caviezel: Nach meinen bisherigen Verletzungen bin ich immer schnell zurückgekommen. Ob es nach dieser komplexen Verletzung gleich ist, weiss ich nicht. Ich hoffe einfach, dass ich zurückkommen und meine Leistung bringen kann. Ob ich das Vertrauen wieder haben werde, wird sich zeigen.
Nau.ch: Welche Ziele haben Sie in naher Zukunft vor Augen?
Gino Caviezel: Mein erstes Ziel ist es, gesund zu werden, das ist Priorität Nummer 1. Es fehlen noch ein paar Sachen, damit ich einen normalen Alltag führen kann.
Danach möchte ich wieder auf mein vorheriges Niveau kommen, mit dem grossen Ziel Olympia. Wenn ich nächste Saison wieder im Weltcup fahren kann, wäre das eine sehr grosse Leistung.

Nau.ch: Wie schwierig war es, die erfolgreiche Saison Ihrer Teamkollegen aus der Ferne zu verfolgen?
Gino Caviezel: Es war eine neue Situation für mich, ich war in einer etwas anderen Welt. Es waren viele Emotionen dabei, die Rennen konnte ich mir aber problemlos anschauen.
Einzig bei der WM habe ich ein wenig weggeschaut. Da hat mich am meisten «angeschissen» nicht dabei gewesen zu sein.
Mein Fahrplan hätte gepasst, ich war im Riesen und im Super-G bereits für die WM qualifiziert, trotz des starken Teams. Das hat mich positiv gestimmt.
Nau.ch: Wie sehen die nächsten Wochen aus?
Gino Caviezel: Diese Woche hatten wir einen Konditions-Kurs auf der Lenzerheide, da waren auch Lenz und Odi dabei. Natürlich mache ich noch nicht ganz das gleiche Training wie sie, aber trotzdem bin ich im Team integriert.
Mein Alltag ist noch von Trainings und Therapien gestaltet. Aber wir schauen in zwei, drei Monaten, wie es aussieht.