Der Olympiasieger im Zweierbob, Erich Schärer erhob schwere Vorwürfe gegen die Betreiber des Olympia Bob Run St. Moritz – Celerina. Diese wehren sich nun.
Ein Bobfahrer fährt die Natureisbahn des Olympia Bob Run St. Moritz  -Celerina hinunter.
Der Schweizer Bobsport in Schieflage: laut Zweierbob-Olympiasieger Erich Schärer «lebt der Bobsport in der Schweiz nicht mehr». - Göran Strand
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Betreiber des Olympia Bob Runs wehren sich gegen die Vorwürfe von Erich Schärer.
  • Er wirft ihnen fehlendes Engagement und Geldgier vor.

Erich Schärer, der wohl erfolgreichste Schweizer Bobfahrer, sprach über das Leistungstief des Schweizer Bobsports – und macht dafür vor allem die Betreiber des Olympia Bob Run St. Moritz - Celerina verantwortlich: «Die Misere (dass der Bobsport in der Schweiz nicht mehr lebt) beginnt in St. Moritz.»

Die Bobathleten Ivo Rüegg, Erich Schärer, Piero Rantra und Samson Zala (v.r.n.l.) sitzen 2015 in einem 4er-Feierabendbob 1939 silber anlässlich von 150 Jahren Wintertourismus Davos.
Erich Schärer (2.v.r.) erhebt schwere Anschuldigungen gegen den Olympia Bob Run St. Moritz - Celerina. - Keystone

Zum einen wirft Schärer den Verantwortlichen vor, sich nicht um die Zusammenarbeit mit den Clubs und den Sportlern zu kümmern. «Wichtig sind nur die ‹Taxifahrten› für die Touristen, damit verdient St. Moritz Geld», so Schärer im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Dafür seien auch die besten Startzeiten reserviert.

Weiter bemängelt der Olympiasieger die späte Inbetriebnahme sowie die Linienführung, die sich erneut vor allem an den Touristen orientiert.

Der Geschäftsführer des Olympia Bob Runs wehrt sich

Zu den Anschuldigungen Schärers nimmt Damian Gianola, Geschäftsführer des Olympia Bob Runs, nun Stellung. Er verneint vehement die Bevorzugung von Gästefahrten. Zwar biete die Bahn solche Fahrten an, diese gehörten aber mit den Gemeinden und dem Sponsoring zu den «drei finanziellen Standbeinen» der Natureis-Bobbahn: «Jede Gästefahrt finanziert einen Bruchteil der Bobbahn. Ohne Gästefahrten könnte der Olympia Bob Run langfristig nicht mehr überleben»

Ein Bobfahrer fährt die Natureisbahn von St.Moritz und Celerina runter.
Auf der Natureis-Bobbahn von St. Moritz und Celerina dürfen zu bestimmten Zeiten auch Gäste mitfahren. - Göran Strand

Zudem seien die Zeiten für die Gästefahrten so geplant, dass den Sportlern die Bahn die meiste Zeit zum Training offen stehe. Vor allem könnten sie auch am Morgen auf einer «noch perfekten Bahn» trainieren. Dies sei mit dem Nationalverband so abgestimmt.

In der vergangenen Saison verzeichnete die Bahn 8500 Fahrten, davon waren lediglich 1500 für Gäste. Viele der Sportler, die auf der Natureisbahn trainieren, seien zudem Ausländer. «Dem Schweizer Bobsport mangelt es an Nachwuchs», so Gianola. Diesen zu generieren sei aber «Auftrag der Clubs», die Bobbahn biete die Plattform für den Sport.

Späte wetterbedingte Inbetriebnahme

Auch die späte Inbetriebnahme der Natureis-Bobbahn erklärt Gianola: «Wir haben die einzige verbliebene Natureis-Bobbahn der Welt, die auch international sehr geschätzt wird.» Allerdings seien sie dadurch von «äusseren Einflüssen, wie der Temperatur, abhängig und so sind uns die Hände gebunden».

Zwei Mitarbeiter des Olympia Bob Runs St. Moritz - Celerina arbeiten am Aufbau der Natureis-Bobbahn.
Die Natureis-Bobbahn befindet sich noch im Aufbau. - Olympia Bob Run St. Moritz - Celerina

Bei der Linienführung zeigt sich Gianola hingegen offen für Diskussionen: «Jeder hat andere Vorstellungen, aber darüber kann man diskutieren.» Allerdings betont er, dass die Linienführung «nicht massgebend dafür ist, dass es mehr Nachwuchs beziehungsweise Sportler in der Schweiz gibt.»

Dass es den Gemeinden St. Moritz und Celerina an Engagement mangle, weist Gianola ebenso zurück: «Das stimmt ganz und gar nicht. Jedes Jahr unterstützen die beiden Gemeinden St. Moritz und Celerina finanziell den Olympia Bob Run. Sie stehen voll und ganz hinter der einzigen verbliebenen Natureis-Bobbahn der Welt. »

Gianola bedauert, dass ein so erfolgreicher Sportler wie Erich Schärer mit solchen unwahren Aussagen an die Öffentlichkeit geht und somit dem Image und dem Sport sehr schadet: «Mit solchen Aussagen trägt man sicherlich nicht zur Förderung bei.»

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