Die Schweiz stellt Motorsport-Stars zuhauf – aber an den Sports Awards fällt kein Wort über sie. So wird nie wieder ein Schweizer in der Formel 1 fahren.
Formel 1 Sports Awards
Der Motorsport wird an den Sports Awards totgeschwiegen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sieger der Sports Awards haben ihre Auszeichnungen redlich verdient.
  • Eine Disziplin, in der die Schweiz zur Weltspitze gehört, wird aber totgeschwiegen.
  • Keiner der heimischen Motorsport-Stars wird auch nur nominiert. Ein Kommentar.
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Eines vorweg: Marco Odermatt hat sich den Titel als «Sportler des Jahres» redlich verdient. Seine Erfolge in der vergangenen Saison sind historisch, und niemand hätte ihm die Auszeichnung ernsthaft streitig machen können. Und wie Odermatt selbst sagte – jeder der Nominierten hätte sich den Preis verdient gehabt.

Ist Marco Odermatt verdient als «Sportler des Jahres» ausgezeichnet worden?

Aber eben bei der Liste der Nominierten leisten sich die Sports Awards einen eklatanten Fauxpas. Weder bei den Frauen noch bei den Männern ist auch nur einer der heimischen Motorsport-Stars aufgeführt. Weltmeistertitel, Mega-Triumphe und Premieren – all das wird geflissentlich ignoriert.

Weltmeister und Le-Mans-Sieger zuhauf

Dabei herrscht kein Mangel an Schweizer Motorsport-Helden! Sébastien Buemi hat 2023 seinen vierten Weltmeistertitel in der Langstrecken-WM geholt, den zweiten in Folge. Ganz nebenbei wurde er mit Envision auch noch Team-Weltmeister in der Formel E. Doch der Ex-Formel-1-Pilot stand nicht einmal zur Wahl.

Ähnliches gilt für Louis Delétraz, 2023 ebenfalls Langstrecken-Weltmeister in der LMP2-Klasse. Oder Fabio Scherer, der mit einem gebrochenen Fuss zum LMP2-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans fuhr. Oder Dominique Aegerter, der in seiner Superbike-WM-Premierensaison als erster Schweizer aufs Podest fuhr.

Sébastien Buemi Le Mans
Sébastien Buemi (re.) wurde Langstrecken-Weltmeister und Le-Mans-Zweiter. Erwähnung bei den Sports Awards? Fehlanzeige.
Fabio Scherer Le Mans
Fabio Scherer gewann die LMP2-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem kaputten Fuss.
Louis Déletraz IMSA GTP
Louis Déletraz wurde LMP2-Weltmeister und verpasste in der IMSA nur klapp den Gesamtsieg.
Dominique Aegerter WorldSBK
Dominique Aegerter stand in seiner Rookie-Saison in der Superbike-WM als erster Schweizer auf dem Podest.
Rahel Frey Iron Dames
Rahel Frey (Mitte) feierte mit den Iron Dames in Bahrain den ersten WEC-Klassensieg eines reinen Frauen-Fahrergespanns.
Léna Bühler F1 Academy
Léna Bühler war eine der Stars in der ersten Saison der F1 Academy.

Und auch bei den Frauen hätte es durchaus ein paar Nominierungen geben dürfen. Rahel Frey feierte in Bahrain den ersten Klassensieg einer rein weiblichen Crew in der Langstrecken-WM und wurde WM-Zweite. Und Léna Bühler holte in der F1 Academy bärenstarke 13 Podestplätze, davon zwei Siege, und wurde Gesamt-Zweite.

Im Motorsport ist die Schweiz Weltspitze

Die Liste liesse sich beliebig verlängern. Hätte eine oder einer von ihnen in der Wertung an Lara Gut-Behrami oder Marco Odermatt vorbeikommen können? Vermutlich nicht, nein – aber sie nicht einmal zu nominieren, den Motorsport totzuschweigen, ist peinlich. Es entwertet eine ganze Sport-Disziplin, in der die Schweiz zur absoluten Weltspitze gehört.

Sébastien Buemi Le Mans
Sébastien Buemi zählt zu den erfolgreichsten Langstrecken-Fahrern aller Zeiten. - Keystone

In den Kommentaren unter der Formel-1-Berichterstattung von Nau.ch wird regelmässig über die fehlenden Schweizer Grand-Prix-Piloten gewitzelt. Aber wenn ein Sport-Land seine Motorsport-Helden so nachlässig, so ignorant behandelt, bleibt nur eines zu sagen: Es darf sich niemand wundern, dass die Schweiz keine Formel-1-Fahrer hat.

Mathias Kainz
Mathias Kainz ist Sportredaktor bei Nau.ch. - Nau.ch
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