Gegen den Gestaltungsplan des neuen Hardturm-Areals will die «IG-Freiräume» das Referendum ergreifen. Somit kommt es wohl zu einer weiteren Volksabstimmung.
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Neben dem Fussballstadion sollen auch zwei Hochhäuser gebaut werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zürich stimmte letzten November mit 53,8 Prozent Ja-Stimmenanteilen dem neuen Stadion zu.
  • Doch nun droht dem Projekt eine weitere Volksabstimmung.
  • Die «IG Freiräume» will das Referendum ergreifen.

Bis der erste Ball im neuen Fussballstadion auf dem Zürcher Hardturm-Areal rollt, dürfte es länger dauern als geplant. Denn gegen den privaten Gestaltungsplan für das Projekt «Ensemble» wird das Referendum ergriffen. Damit droht eine weitere Stadion-Volksabstimmung.

Lanciert wird das Referendum von der IG Freiräume Zürich West, wie diese am Freitag mitteilte. Sie brauchen mindestens 2000 Unterschriften. Dann gibt es eine weitere städtische Volksabstimmung zum Stadion. Wahrscheinlich im Herbst 2020.

Neue Festlegungen für «Areal Hardturm»

Der private Gestaltungsplan «Areal Hardturm - Stadion» wird voraussichtlich am 23. Oktober im Zürcher Stadtparlament behandelt. Er schafft die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Realisierung. Erforderlich ist er vor allem aufgrund der Gebäudehöhe der beiden geplanten Hochhäuser.

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Auf dem Hardturm-Areal soll ein Fussballstadion für 18'000 Leute gebaut werden. - Keystone

Im neuen Gestaltungsplan werden folgende Festlegungen getroffen: Bau- und Nutzungsbestimmungen, zur Erschliessung, zu Freiräumen, zum Lärmschutz sowie zu weiteren Umweltaspekten.

Nach der Behandlung im Gemeinderat wird die IG voraussichtlich Ende Oktober mit der Unterschriftensammlung beginnen. Im Referendumskomitee sitzt unter anderen Gemeinderat Markus Knauss (Grüne).

Hardturm soll klimaverträglich sein

Die IG setze sich für eine sozial- und klimaverträgliche Entwicklung des Hardturm-Areals ein. Und damit für eine bessere Zukunft als das Projekt «Ensemble» zu bieten habe.

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Die «IG Freiräume» sagt, dass das Projekt der Klimaverträglichkeit zu wenig Beachtung schenkt. - Keystone

Die IG fordert «die Gestaltung des Areals mit gemeinnützigem Wohnungsbau sowie einem grossen Park für Spiel, Breitensport, Naherholung und Kultur». Ihrer Ansicht nach hat das Bauprojekt der Credit Suisse «kaum urbane Qualitäten». Zudem bewirkten Hochhäuser mit teuren Wohnungen «nur eine Scheinverdichtung».

Und diese Scheinverdichtung erhitze Zürich West, heisst es weiter. Denn die komplette Versiegelung des 55'000 Quadratmeter grossen Areals mit durchgehender Tiefgarage werde die Entwicklung des Quartiers zur Hitzeinsel vorantreiben.

Schon heute seien die Temperaturen an den Sommerabenden 5 Grad höher als am Stadtrand. Dies gemäss der ETH und dem Klimamodell des Kantons Zürich in Zürich West.

Schon die vierte Stadion-Abstimmung

Die Stadtzürcher Stimmberechtigten müssen sich immer wieder zur Stadion-Frage äussern. 2003 hatten sie das privat finanzierte Projekt Pentagon an der Urne bewilligt, es kam aber nie zustande. 2013 lehnten sie ein städtisch finanziertes Projekt ab.

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Die Volksabstimmung zum Stadion Hardturm wurde im vergangenen November angenommen. - Keystone

Im vergangenen November haben sie das Projekt «Ensemble» mit 53,8 Prozent Ja-Stimmenanteil angenommen. «Ensemble» stammt von den Investoren HRS, Immobiliengefässe der Credit Suisse sowie Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ).

Dieses Projekt sieht auf dem rund 55'000 Quadratmeter grossen Areal folgendes vor: 174 Genossenschaftswohnungen, ein Stadion für rund 18'000 Zuschauer und zwei 137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme mit rund 570 Wohnungen. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken.

Stadion wird durch Wohntürme querfinanziert

Der Investor will mit den Wohntürmen das Stadion Hardturm querfinanzieren. Dadurch muss sich die Stadt weder am Bau noch am Betrieb finanziell beteiligen. Mit einem reduzierten Baurechtszins auf dem Baufeld, auf dem die Türme stehen werden, unterstützt sie das Projekt aber dennoch. Denn aus der Reduktion resultiert ein wiederkehrender Einnahmenverzicht von jährlich maximal 1,7 Millionen Franken.

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Der FCZ und GC spielen momentan in einem Leichtathletik-Stadion – dem Letzigrund. - Keystone

Die Fussballclubs FCZ und GC werden also den Letzigrund, ein Leichtathletik- und Event-Stadion, verlassen. Und auf dem Hardturm-Areal eine neue Heimat in einem richtigen Fussballstadion erhalten.

Dort sollen dann die Stimmung an den Spielen und die Einnahmen für die Clubs besser werden, hoffen diese. Das neue Stadion soll 2022 fertig sein. Der erste Ball könnte in der Saison 2022/23 rollen.

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