Wie Investoren am Transfer Boom im Fussball verdienen wollen
Das Milliardengeschäft mit dem Profifussball weckt Begehrlichkeiten von Finanzinvestoren. Besonders grosse Ambitionen zeigt die chinesische Fosun-Gruppe.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Fosun-Gruppe sieht in den Transfergeldern von Fussballspielern Profit.
- Die chinesischen Unternehmenspartner wollen dort durch ihr Geschäftsimperium mitverdienen.
Ihre Anfang 2016 verkündete Kooperation mit Europas mächtigstem Spielervermittler Jorge Mendes dient der chinesischen Fosun-Gruppe nicht allein dem offiziell ausgerufenen Ziel, den Siegeszug des Fussballs in der Volksrepublik und Sportlerkarrieren zu befördern. Den Partnern geht es vor allem darum, ein Geschäftsimperium zu schmieden, mit dem sie an den explodierenden Transfergeldern in der Branche im grossen Stil mitverdienen können. Dabei versuchen sie Hindernisse der Fussballverbände zu umgehen, die Investorenbeteiligungen an Spielern verhindern wollen, wie aus den sogenannten Football Leaks hervorgeht, die dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» vorliegen. Aus dem Dokumentenfundus wertete die Nachrichtenagentur Reuters im Rahmen ihrer Partnerschaft mit dem europäischen Recherche-Netzwerk EIC zahlreiche Mails und interne Präsentationen aus, die im Zusammenhang mit dem Fosun/Mendes-Deal stehen.

Aus Sicht von Branchenkennern ist für Renditejäger ein Einstieg bei Fussballclubs tendenziell nur mässig attraktiv. Denn viele Vereine kämpfen mit Verlusten. Ausserdem sind Mitspracherechte mitunter sehr begrenzt. Das betrifft insbesondere deutsche Clubs. Als deutlich profiträchtiger gilt das prosperierende Geschäft mit Spielerwechseln. Das ist auch der Ansatz des mehr als zehn Milliarden Dollar schweren Fosun-Konglomerats, das in seinem internationalen Portfolio ganz unterschiedliche Firmenbeteiligungen aufweist, vom französischen Touristikunternehmen Club Med über Spitzenimmobilien in New York bis zum Frankfurter Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Der Transfer von Spielern sei der «lukrativste Geschäftsbereich in der Fussball-Branche», konstatierte ein Fosun-Manager in einer Mail aus dem Jahr 2016.
Star der Spielervermittler
In diesem Feld dürfte sich kaum einer so gut auskennen wie Mendes. Nachdem sich eine eigene Karriere als Spitzenprofi zerschlagen hatte, stieg der Portugiese rasant zum Star der Vermittlerbranche auf. Anfang der 2000er-Jahre nahm er mit Trainer Jose Mourinho und Stürmer Cristiano Ronaldo zwei Landsleute unter Vertrag, die inzwischen zur Weltelite zählen. Fosun kontaktierte Mendes im Oktober 2014 und schlug ihm eine Zusammenarbeit vor. «Das Potenzial ist enorm – meiner Meinung nach», kommentierte Mendes' Neffe und Geschäftspartner Luis Correia in einer Mail an seinen Onkel die Vorschläge der Chinesen.
Vor rund drei Jahren präsentierten Mendes und Fosun-Mitgründer Guo Guangchang ihre Partnerschaft vor zahlreichen Fussballprominenten in einem Luxushotel in Shanghai. Guo erwarb gemeinsam mit Partnern 15 Prozent an der Mendes-Holdinggesellschaft Start SGPS, zu der die Vermittlungsagentur Gestifute gehört, für 42 Millionen Euro. Damit wurde die gesamte Holding mit fast 280 Millionen Euro bewertet. Im Jahr 2015 erwirtschaftete Start SGPS einen Nettogewinn von 25,1 Millionen Euro, wie diverse Mails zeigen. Lediglich zehn europäische Fussballclubs erzielten nach Daten des Dachverbandes UEFA höhere Überschüsse.