Petar Radenkovic war einmal ein Fussball-Torwart. Er verstand sich aber auch als Entertainer. «Radi» stürmte sogar die Charts. Die Legende des TSV 1860 München verbringt den 85. Geburtstag in London.
Petar «Radi» Radenkovic findet seinen Schlagerhit «Bin i Radi, bin i König» noch immer gut. Foto (Archiv): Lukas Barth Foto: Lukas Barth
Petar «Radi» Radenkovic findet seinen Schlagerhit «Bin i Radi, bin i König» noch immer gut. Foto (Archiv): Lukas Barth Foto: Lukas Barth - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In einer längst vergangenen Zeit hatte der TSV 1860 München in Petar Radenkovic nicht nur einen Spitzentorwart.

Der mittlerweile bis in die Drittklassigkeit abgestürzte Fussball-Traditionsverein hatte in dem gebürtigen Belgrader auch einen echten Showman.

Radenkovic nahm 1965 sogar einen Hit auf: 400.000 Mal verkaufte sich die Platte mit dem Titel «Bin i Radi, bin i König». Der Song landete in der Hitparade weit oben. Er war einer der ersten Fussballer, der sich auch als Unterhaltungskünstler begriff.

Radenkovic ging sogar mit Roy Black auf Tournee. Black, der eigentlich Gerhard Höllerich hiess, war einmal ein bekannter deutscher Schlagerstar und schmachtete sich in die Herzen von Millionen von Schwiegermüttern. Radenkovic wurde nur «Radi» gerufen. Er hechtete und spassvogelte sich in die Herzen vieler Fussball-Fans.

«Es ist alles in Ordnung, alles okay», sagte Radenkovic bestens gelaunt der Deutschen Presse-Agentur. Seinen 85. Geburtstag am 1. Oktober werde er in London feiern, da lebe die Tochter seiner Frau. Viel Zeit zum Quatschen hat er aber nicht. Radenkovic ist auch in hohem Alter noch auf dem Sprung.

«Radi» spielte nach dem Zweiten Weltkrieg als Torwart bei OFK Belgrad und in der Nationalmannschaft. 1956 holte Radenkovic mit der Olympia-Auswahl seines Landes Silber in Melbourne. Er wollte danach zum Spitzenverein Roter Stern Belgrad wechseln, durfte das aber nicht. Also setzte sich Radenkovic der Überlieferung nach in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in den Zug und fuhr nach Deutschland. Er landete erst bei Wormatia Worms, nach einer Saison lotste ihn Trainer Max Merkel 1962 zu den «Löwen».

Die Münchner wollte er eigentlich gleich wieder verlassen. Schuld war ein verstörender Oktoberfest-Besuch rund um seinen 28. Geburtstag. «Wir sassen im Bierzelt, links von mir der Rudi Brunnenmeier. Er trank drei Mass, rechts der Stemmer Fonsi, der kam auf sieben Mass. Ich dachte mir, um Himmels willen, was ist denn das für eine Mannschaft», erzählte Radenkovic.

Es war die erfolgreichste Mannschaft in der Geschichte des TSV 1860: Pokalsieger 1964, Finale des Europapokals der Pokalsieger 1965 gegen West Ham United, Meister 1966. Radenkovic war stets mit dabei. Franz Beckenbauer zählt ihn sogar zu den «besten Torhütern aller Zeiten». Und 1965 schoss auch noch «Radis» Platte in die Hitparade.

«Selbstverständlich höre ich den Song noch gerne, er ist immer noch aktuell», sagte Radenkovic. «Manchmal höre ich ihn mir im Internet an.» Darin trällert der für seine Ausflüge ausserhalb des Strafraums bekanntgewordene frühere Schlussmann: «Bin i Radi jajaja, bin i König jajaja, und das Spielfeld ist mein Königreich.»

Ausserhalb des Fussball-Wirkungskreises lief nach seinem Karriereende 1970 nicht alles glatt. Unter anderem als Kneipenwirt war Radenkovic nicht so begabt wie als Profi. Er konnte es aber verschmerzen, so wie er schon in den 60ern sang: «Ball kommt wie der Blitz, dass i manchmal schwitz, doch ich fang fast alle, mit Humor und Witz

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