Maurice Weber, Präsident vom FC Wil, hat sich rassistisch geäussert. Fussball-Experte Marcel Reif spricht im Interview mit Nau.ch über den Vorfall.
Marcel Reif
Fussballkommentator Marcel Reif (71). - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • FC Wil-Präsident Maurice Weber hat dunkelhäutige Spieler als «N*ger» bezeichnet.
  • Im Interview mit Nau.ch spricht Fussball-Reporter-Legende Marcel Reif über den Vorfall.
  • Jemand der ein Amt bekleidet und so etwas sagt, ist nicht tragbar, sagt Reif.
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Am Freitag berichtete Nau.ch exklusiv über den Rassismus-Skandal beim FC Wil. Club-Präsident Maurice Weber hatte im Spiel gegen Xamax im Mai dunkelhäutige Spieler als «N*ger» bezeichnet.

Die Swiss Football League leitete eine Untersuchung ein. Bemerkenswert: Maurice Weber gehört selbst zum SFL-Komitee.

Nau.ch hat Reporter-Legende Marcel Reif (71) gefragt, was er zu diesem Vorfall sagt. Reif war Jahrzehnte lang Fussball-Journalist und kommentierte unter anderem für RTL die Champions League. Er arbeitet aktuell als Experte bei Blue Sport und bei Bild.de.

Nau.ch: Das was sich Maurice Weber, der Präsident des FC Wil erlaubt hat, ist das noch innerhalb der Toleranzgrenze?

Marcel Reif: Nein. Es gibt in Deutschland, wahrscheinlich auch in der Schweiz, das Wort unsäglich. Und das wird für Worte benutzt, die man eben nicht sagen kann. Und damit hat es sich, dieses Wort (das N-Wort, Anm. d. Red.) ist unsäglich. Und wer es sagt, muss wissen, was er tut.

Nau.ch: Er hat sich dann bei Nau.ch öffentlich entschuldigt…

Marcel Reif: Das kann alles so sein. Ich glaub ihm ja hinterher alles. Das Bereuen, die Entschuldigung und die Beteuerung, kein Rassist zu sein. Nur, er hat halt dieses Wort in seinem Spektrum. Nur, es gibt Dinge, die habe ich einfach nicht in meinem Spektrum, nicht in meinem Kopf. So dass sie mir auch nicht rausrutschen können, auch nicht in der Emotionalität des Spiels.

Nau.ch: In jedem Fall?

Marcel Reif: Ja, die Emotionalität ist dann so ein Deckmäntelchen. Dann dürfte man sich ja während des Spiels alles erlauben, und dann dürfte man sagen: na gut, es war halt so. Nein.

Fussball passiert in der Öffentlichkeit und wenn jemand ein öffentliches Amt bekleidet, kann er solche Dinge nicht im Spektrum haben und darf sie schon gar nicht äussern.

Sollte der Wil-Präsident nach dem Rassismus-Skandal freiwillig gehen?

Nau.ch: Sind diese Äusserungen also unentschuldbar?

Marcel Reif: Nein, dieses Wort habe ich mir abgewöhnt. Dazu bin ich zu alt und wir leben in einer christlich geprägten Gesellschaft. Alles ist irgendwann mal entschuldbar. Deshalb bin ich der Letzte, der sagt, hiermit gibt es keinen Weg zurück.

Nur: Für den Moment kann ich mir nicht vorstellen, wie jemand ein offizielles Amt bekleiden kann, und Präsident eines Clubs zu sein ist so ein Amt, der sich zu so etwas hinreissen lässt.

FC Wil
Maurice Weber, Präsident des FC Wil, sorgte im Mai für einen Rassismus-Skandal. - keystone

Nau.ch: Und als Mitglied des Komitees der SFL. Ist Weber da überhaupt noch tragbar?

Marcel Reif: Im Moment, glaube ich, wäre es gut, wenn er alles ruhen liesse, was er an Ämtern bekleidet. Und dann muss sich die Liga damit beschäftigen. Deren Arbeit will ich nicht machen.

Aber nochmal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand im Moment irgendein Amt bekleidet, der solche Dinge sagt.

Nau.ch: Sie raten ihm also zum Rücktritt?

Marcel Reif: Ich rate nicht dazu, jeder erwachsene Mensch muss wissen, was er tut. Aber ich halte es nicht für machbar, dass jemand im Amt bleibt, der so etwas sagt.

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