Hannover 96 mit Regel-Frust und weiter in der Krise
Hannover 96 ist weiter in der Krise: Gestern Montag verlor das Team gegen Darmstadt. eine Szene sorgte für besonders viel Aufregung.

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Spiel zwischen gegen Darmstadt wurde das vermeintliche 2:2 der Hannover aberkannt.
- Der Grund: Der Schiedsrichter berührte kurz vor dem Torschuss den Ball.
- Die 1:2-Niederlage bedeutet für Hannover 96 die fünfte Partie in Folge ohne Sieg.
Neuer Trainer, alte Probleme. Hannover 96 ist auch im ersten Spiel mit Kenan Kocak defensiv anfällig und hat vorne zu wenig Durchschlagskraft. Gegen Darmstadt ist eine besondere Szene kurz vor Schluss symptomatisch für die Lage der Niedersachsen.
«In dem Moment ist die Welt für mich zusammengebrochen, weil ich das nicht verstehen konnte», kommentierte Marvin Bakalorz, der Kapitän von Hannover 96, fassungslos eine der bisher kuriosesten Anwendungen des Videobeweises.
Die Entscheidung von Schiedsrichter Martin Thomsen das Traumtor von Hannovers Marc Stendera zum vermeintlichen 2:2 gegen Darmstadt 98 kurz vor Spielende nicht anzuerkennen, weil der Unparteiische selbst den Ball berührt hatte, steht sinnbildlich für die aktuelle Lage des Bundesliga-Absteigers – und war richtig.
Schiedsrichter keine Luft mehr
Der Schiedsrichter ist keine Luft mehr. Das heisst: Anders als früher läuft die Partie seit dieser Saison nicht mehr weiter, wenn der Ball den Unparteiischen berührt und danach ins Tor geht, dadurch der Ballbesitz wechselt oder ein Angriff gestartet wird. Nach einem Flankenversuch von Hannovers Genki Haraguchi sprang der Ball von einem Darmstädter Fuss an den Rücken von Thomsen und von dort Stendera vor die Füsse.
«Regel hin oder her – Momentan kommt wirklich alles zusammen», ärgerte sich Bakalorz nach der misslungenen Premiere vom neuen 96-Trainer Kenan Kocak. «Ich würde mich schon freuen, wenn man den alten Fussball mal langsam zurückkriegt», sagte der 30-Jährige am späten Montagabend und fügte fast verzweifelt hinzu: «Nach so einem schönen Tor – das nimmt doch so viel Leidenschaft aus dem Fussball raus.»
Hannover-Stürmer: «Wir kriegen zu einfache Tore»
Kocak wollte sich nicht ausführlich über die Situation beschweren, meinte aber, man müsse sich «natürlich Gedanken machen, ob diese Regel dem Sportsgeist entspricht.» Der 38-Jährige suchte die Gründe für die Niederlage zuallererst bei seinem Team und sprach von einem im ersten Durchgang zu mutlosen Auftritt. Auch mit Kocak schleppen die zu Hause immer noch sieglosen 96er ihre alten Probleme weiter mit durch die Saison.
«Wir kriegen zu einfache Tore. Das ist nicht erst seit gestern so», sagte der sichtlich angefressene Stürmer Hendrik Weydandt. «Das müssen wir abstellen.» Zudem agierten die Niedersachsen im gegnerischen Strafraum mal wieder viel zu harmlos. Nur 15 Treffer hat Hannover in 14 Zweitliga-Spielen bisher erzielt. Weniger hat keine andere Mannschaft.
«Kleines Rädchen klemmt»
Trotz Tabellenplatz 16 und zuletzt fünf Partien ohne Sieg will Weydandt nicht vom Abstiegskampf sprechen. «Ich denke, dass wir ein klares Ziel vor der Saison hatten und das hiess nicht Klassenerhalt, sondern eine so gut wie mögliche Saison zu spielen und so schnell wie möglich wieder aufzusteigen», sagte der 24-Jährige fast schon trotzig. «Es ist meiner Meinung nach nur ein kleines Rädchen in dieser Maschinerie, das klemmt.»
Dieses «Rädchen» zu finden und die Maschine ans Laufen zu kriegen, ist Kocaks Aufgabe in den nächsten Wochen. «Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten», sagte der Coach und sein Captain Bakalorz hofft: «Irgendwann ist da kein Schiedsrichter mehr, der im Weg steht.»