In Bern herrscht Rasenmangel – nach der Euro 2020 wollen alle kicken gehen. Was tun? Der Leiter des städtischen Sportamts nimmt ausführlich Stellung.
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Links im Bild spricht Christian Bigler, Leiter des Sportamts Bern. Rechts trainieren Junioren des FC Wyler Bern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern können in den nächsten zwei Saisons keine neuen Fussballteams gemeldet werden.
  • Es herrscht akuter Rasenmangel, die Kapazitätsgrenze ist erreicht oder gar überschritten.
  • Christian Bigler, Leiter des städtischen Sportamts, erklärt, wie es dazu kommen konnte.

Das Berner Sportamt hat die Stadt-Fussballklubs kürzlich informiert, dass in den nächsten zwei Saisons keine neuen Teams gemeldet werden können. Diese Massnahme, die das Sportamt sehr bedauert, sei nötig. Denn: Aktuell stehen in der Hauptstadt schlicht zu wenig Rasenkapazitäten zur Verfügung.

Nau.ch: In Bern herrscht akuter Sportplatzmangel. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, die dazu geführt haben?

Christian Bigler: Die beiden Sportplatzprojekte Bottigenmoos und Bodenweid konnten nicht so wie in der Rasenstrategie festgehalten umgesetzt werden. Beim Projekt Bodenweid gab es eine mehrjährige Verzögerung und das Projekt Bottigenmoos wurde aus Spargründen sistiert. Hinzu kam ein sprunghafter Anstieg von Teammeldungen auf die neue Saison 2021/22 hin.

Nau.ch: Die «Berner Zeitung» schreibt letzten Samstag, Sie seien von der gestiegenen Nachfrage überrumpelt worden. Ist das nicht eine billige Ausrede? Zumal bereits in der städtischen Rasenstrategie von 2016 steht, dass damals ein Manko von sechs Plätzen herrschte.

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Junioren des FC Wyler trainieren im Sportpark Wyler im Norden der Stadt Bern. - Keystone

Christian Bigler: In den vergangenen Jahren hatten wir jeweils fünf bis sechs neue Teammeldungen auf die neue Saison hin. Dieses Jahr hatten wir 18, also rund dreimal so viele. Die noch nie da gewesene Anzahl neuer Teammeldungen hat uns überrascht.

Nau.ch: Um bei der Rasenstrategie zu bleiben. 2016 fehlten wie erwähnt vier Natur- und zwei Kunstrasen. Was geschah seither?

Christian Bigler: Es wurde das umgesetzt, was in der Rasenstrategie für die Jahre 2017–2020 vorgesehen war. Einzig das Bodenweid-Projekt konnte noch nicht umgesetzt werden. Hingegen kam zusätzlich einerseits die Umwandlung des Länggasseplatzes in einen Kunstrasenplatz dazu. Dieser befindet sich in der Umsetzung. Andererseits wurde zusätzlich beim Sportplatz Murifeld ein Hartplatz in ein kleines Trainingsfeld umgebaut.

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Keine neuen Teams: In der Stadt Bern ist die Kapazitätsgrenze der Rasenplätze erreicht oder zum Teil schon überschritten (im Bild G-Junioren des FC Wyler Bern). - Keystone

Nau.ch: Klubs müssen nun Juniorinnen und Junioren rausschmeissen. Was sagen Sie dazu?

Christian Bigler: Es werden keine Junioren rausgeschmissen. Für viele neue Teams konnten wir eine Lösung finden. Aber wenn die Stadt Bern keine zusätzlichen Kapazitäten schaffen kann, werden die Fussballvereine nicht darum herumkommen, Wartelisten zu führen.

Nau.ch: Gemäss FC Breitenrain müssen 20 C- bis A-Junioren den Verein verlassen, weil es schlicht zu wenig Trainingsplätze gibt. Stimmt diese Info nicht?

Christian Bigler: Der FC Breitenrain hat auf die neue Saison hin beim Sportamt zwei neue Mädchenteams angemeldet. Diese beiden Teams wurden bewilligt, es konnten Lösungen gefunden werden. Insofern verstehe ich den unmittelbaren Zusammenhang nicht.

Nau.ch: Man kann es drehen und wenden wie man will: Das Platzproblem ist akut. Wie wollen Sie es beheben?

Christian Bigler: Über den Winter werden zwei Plätze in der Bodenweid und ein Platz im Neufeld (Länggasseplatz) in ein Kunstrasenfeld umgewandelt. Das gibt zusätzliche Kapazitäten. Wir werden gewisse Schulhausrasen stärker belegen. Das sistierte Bottigenmoos können wir so aber nicht ersetzen – es braucht zusätzliche Umwandlungen von Naturrasen in Kunstrasen.

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