Noch einmal vermeldet der «Annual Review of Football Finance» der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte Umsatzrekorde aus dem europäischen Fussball. Doch schon jetzt ist klar: Das grenzenlose Wachstum wird vorerst gestoppt - wegen der Corona-Pandemie.
Deutschlands Eliteklasse rutschte im Deloitte-Ranking der Top-Five-Ligen in Europa wieder hinter die spanische La Liga. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa
Deutschlands Eliteklasse rutschte im Deloitte-Ranking der Top-Five-Ligen in Europa wieder hinter die spanische La Liga. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahlen aus dem neuesten «Annual Review of Football Finance» klingen wie aus einer anderen Zeit.

Die Rekorde, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in der mittlerweile 29. Auflage ihrer Studie über den europäischen Fussball vorstellte, stammen aus der noch gar nicht so fernen Vor-Corona-Ära der Saison 2018/19.

Insgesamt wurden in Europas Fussball in der vorherigen Saison 28,9 Milliarden Euro umgesetzt - so viel wie noch nie. Die Einnahmen der Bundesliga wuchsen vor allem dank der jährlich gestiegenen Erlöse aus Medienrechten um sechs Prozent auf 3,3 Milliarden Euro - ohne Einberechnung von Transfersummen. In ihrem im Februar veröffentlichen Wirtschaftsreport wies die Deutsche Fussball Liga für die Bundesliga einen Umsatzrekord von sogar 4,02 Milliarden Euro aus.

Trotz des Anstiegs rutschte Deutschlands Eliteklasse im Deloitte-Ranking der Top-Five-Ligen in Europa wieder hinter die spanische La Liga (3,4 Milliarden Euro). Die englische Premier League ist weiter Einnahme-Primus mit 5,9 Milliarden Euro. Die italienische Serie A kommt auf etwa 2,5 Milliarden Euro, die französische Ligue 1 auf 1,9 Milliarden Euro.

Doch die Phase der Finanzrekorde und des grenzenlosen Wachstums im europäischen Fussball ist nach Ansicht von Deloitte aufgrund der Corona-Folgen - vorerst - vorbei. Der Fussball, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich, stehe vor immensen und teilweise existenzbedrohenden Herausforderungen, schrieb das Unternehmen.

Nach zwei Monaten nahm die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder auf, die spanische La Liga, die englische Premier League und die Serie A wagen in diesen Tagen einen Neustart. Die Ligue 1 brach ihre Saison ab, die EM wurde um ein Jahr verschoben. Wie es mit der Champions League und Europa League in dieser Saison weitergeht, ist noch offen.

Eine besonders wichtige Rolle in der künftigen Entwicklung komme den Fans zu, «denn sie sind letztendlich das Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs», glaubt Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte. «Insbesondere ihre Begeisterung macht den Spitzenfussball zu einem attraktiven Produkt für Medien und Wirtschaftspartner aus aller Welt.» Dies werde in der Phase der Geisterspiele besonders deutlich.

Ludwig forderte den Spitzenfussball daher zu mehr Innovationen im digitalen Bereich auf. «Auch wenn die Sehnsucht gross ist, wird es voraussichtlich noch dauern, bis wir zu unserem gewohnten Fussball-Alltag zurückkehren können», sagte er. «Die Ligen und Clubs sollten nun die Chance ergreifen, stärker auf digitalen Austausch mit den Fans zu setzen.» Das tröste nicht nur die heimischen Fans über Geisterspiele hinweg, «sondern schafft auch Möglichkeiten, internationale Märkte zu erschliessen».

Eine vielversprechende Perspektive sieht Deloitte für den Frauen-Fussball. Die WM 2019 in Frankreich habe wie ein Katalysator für das ohnehin steigende Interesse gewirkt, hiess es. Die wirtschaftlichen und kommerziellen Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft. Die TV-Übertragungen des Neustarts der Frauen-Bundesliga im Mai in weltweit 16 Länder (Mittelamerika, Skandinavien, Grossbritannien) würden dieses Potenzial unterstreichen.

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