Einst war der HC Davos das Versprechen Gegenwart und der Zukunft. Doch der Zauber scheint mit dem Out im Viertelfinal verflogen – ein Blick in die Zukunft lässt dunkle Wolken erblicken. Eine Analyse.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der HC Davos scheitert im Viertelfinal am EHC Biel – die Gründe dafür sind so zahlreich wie unterschiedlich.
  • Ein Blick in die mittelfristige Zukunft lässt nichts Gutes erahnen.
  • Arno del Curtos Zauber hat etwas an seiner Wirkung eingebüsst.

Überhaupt nicht rosig sieht auch ein Blick auf die mittelfristige Zukunft aus. Für den Bau des neuen Stadions muss in den nächsten Jahren viel investiert werden. Geld, das die erste Mannschaft aufgrund des schleichenden Spengler-Cup-Umsatzes dringend nötig hätte. Zudem verlassen den Klub Ende Saison mit Gregory Sciaroni und Samuel Walser zwei Stammkräfte. Dass del Curto die Jungen bereits in dieser Saison forciert, ist deshalb nur selbstverständlich – ein Davyd Barandun, Ken Jäger oder Nando Eggenberger reift nicht über Nacht zum Leader.

Der HC Davos scheitert zum ersten Mal seit 2013 im Playoff-Viertelfinal. Letztlich ist das Verdikt gegen den EHC Biel klar – die Bieler haben sich den ersten Halbfinal-Einzug seit 28 Jahren redlich verdient. Die Frage brennt auf der Zunge: Was ist mit dem einst so grossen Rekordmeister los? Wirken die Zauberkünste von Arno del Curto nicht mehr?

Man kann die Gründe für das Davoser Ausscheiden in verschiedenen Ecken suchen. Ob letztlich die individuellen Fehler entscheidend waren, die fehlende Souveränität in der Defensive, zu wenig Erfahrung im Sturm, das Verletzungspech oder das zwar durchwegs solide, aber nicht überragende Keeper-Duo – summa summarum sind viele Faktoren für das Scheitern auszumachen.

Wo sind die Leaderfiguren?

Hat schon bessere Zeiten erlebt: Arno del Curto, seit 1996 an der Bande des Rekordmeisters.
Hat schon bessere Zeiten erlebt: Arno del Curto, seit 1996 an der Bande des Rekordmeisters. - Keystone

Fakt ist: Den Davosern fehlt es an Leaderfiguren. Besonders hart trifft die Bündner das Ausscheiden von Perttu Lindgren, dessen Karrieren-Fortsetzung noch ungewiss ist. Auch Andres Ambühls Out zum Schluss war dem Spiel der Bündner anzumerken. Dass sonstige erfahrene Spieler wie Marc Wieser, Broc Little und Robert Kousal gelinde gesagt nicht in der besten Form ihres Lebens sind, spielt ebenfalls nicht in die Karten von Arno del Curto. So blieb dem Altmeister in der wichtigen Phase der Playoffs nichts anderes übrig, als auf die Dienste zahlreicher jungen, neuen Spieler zu vertrauen.

Suchte zuletzt seine Form: Broc Little.
Suchte zuletzt seine Form: Broc Little. - Keystone

Tiefgestapelter Zweckoptimismus

Arno del Curto hält an seinem Konzept eines schnellen, intensiven Umschalthockeys fest. Und doch wirkt er im Interview nach dem Spiel zeitweise etwas ratlos: «Wir haben probiert, probiert, probiert, dann wieder ein krasser Fehler.» Zur Goalie-Position meint er: «Das kommt gut – die sind auch nächste Saison noch jung». Zudem hat del Curto zu Beginn der Serie ein 2:4-Ergebnis quasi vorausgesagt und gemeint, er wolle es als Erfolg gewertet wissen. Klingt nach tiefgestapeltem Zweckoptimismus, was del Curtos Art entspricht.

Und doch hat es der Engadiner nicht geschafft, seine Mannschaft zur Abschaltung individueller Fehler wachzurütteln, seine Time-Outs haben die einst hochgelobte Wirkung verloren, die Jungen konnten sich nicht richtig ins Spiel integrieren. Die Aufgabe, die sich del Curto in den nächsten Jahren stellt, ist klar. Womöglich drohen dem HC Davos dunkle Zeiten.

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