EHC Kloten: Ex-Trainer Tomlinson coachte praktisch blind
Jeff Tomlinson steht für die erfolgreiche Rückkehr des EHC Kloten in die National League. Was kaum einer wusste: Der Trainer coachte praktisch blind.

Das Wichtigste in Kürze
- Eishockey-Coach Jeff Tomlinson coachte den EHC Kloten zurück in die National League.
- Erst jetzt kommt heraus, dass er das quasi blind tat.
- Aufgrund eines Sehnervinfarkts auf beiden Augen konnte der Kanadier kaum noch sehen.
Jeff Tomlinson schrieb mit dem EHC Kloten ein kleines Eishockey-Märchen. Er coachte die Mannschaft 2022 erfolgreich zurück in die National League.
Doch so richtig sagenhaft wird die Geschichte erst noch: Tomlinson tat das quasi blind.
Ein Sehnervinfarkt auf beiden Augen kostete den Kanadier fast vollständig seine Sehkraft, berichtet der «Tagesanzeiger». Dass er dennoch weiter als Eishockey-Trainer arbeiten konnte, verdankt er in grossen Teilen seinen Assistenten.
Nur Assistenten und Klubführung wussten Bescheid
Die halfen ihm nicht nur beim Coachen seines Teams. Auch behielten sie – als neben der Klubleitung einzige, die eingeweiht waren – das Geheimnis für sich.
Nun aber hat Tomlinson entschieden, das Versteckspiel zu beenden. In einem Buch, das am 12. September erscheint, erzählt er seine Geschichte.
«Blindes Vertrauen» lautet der Titel des Werkes. Treffender hätte er kaum lauten können.

Denn nicht nur am Rande des Eises musste Tomlinson seinem Umfeld quasi blind vertrauen. Von seinen Spielern sah er nämlich kaum mehr noch als die Umrisse.
Im Sommer 2023 zog er die Reissleine und trat als Kloten-Trainer zurück.
Nierentransplantation wohl schuld an Blindheit
Auch im Alltag wurde das Leben immer schwieriger – zumal er nicht wollte, dass andere seine Blindheit bemerkten.
Im Restaurant bestellte er zum Beispiel stets das Gleiche wie sein Gegenüber. Denn was auf der Karte geschrieben stand, erkannte er nicht.
Und auch auf einen Blindenstock, der ihm ans Herz gelegt wurde, verzichtete er. Tomlinson wollte auf keinen Fall auffliegen.
Ursache für die Blindheit könnten Komplikationen bei seiner Nierentransplantation von 2019 gewesen sein. Damals erhielt er von seinem Bruder eine Spenderniere. Das rettete ihm das Leben.