Mit Hans E. Lorenz verabschiedet sich eine Institution beim DFB: Der Vorsitzende des Sportgerichts stellt dem Profifussball ein gutes Zeugnis aus, dem Krisen-Verband gibt er eine klare Botschaft mit.
Hans E. Lorenz scheidet beim nächsten DFB-Bundestag als vorsitzender Richter aus. Foto: Alexander Scheuber/Getty Images Europe/DFB/dpa
Hans E. Lorenz scheidet beim nächsten DFB-Bundestag als vorsitzender Richter aus. Foto: Alexander Scheuber/Getty Images Europe/DFB/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der langjährige Vorsitzende Richter des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, hat kurz vor dem Ende seiner Amtszeit die Kommunikation beim Deutschen Fussball-Bund kritisiert.

«Das ist etwas, was mir beim DFB in den letzten Jahren stark zu kurz gekommen ist. Das hängt natürlich auch mit Corona zusammen, aber nicht nur», sagte der 71-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Die Kommunikation innerhalb des Verbandes hat, auch weil die Spitze viel mit sich selber zu tun hatte, massgeblich gelitten. Sie muss dringend in der nächsten Legislaturperiode intensiviert werden - in allen Richtungen.»

Weil er die Altersgrenze erreicht hat, endet die Amtszeit von Lorenz beim DFB-Bundestag in Bonn. Dort wird beim skandalträchtigen Verband auch ein neuer Präsident gewählt. Als Lorenz-Nachfolger kandidiert sein bisheriger Stellvertreter Stephan Oberholz aus Leipzig. Lorenz führte das Sportgericht seit 2007 an, er gehört auch der Disziplinarkommission der UEFA an.

Bundesliga fairste Liga

In über 2000 - meist schriftlichen - Verfahren urteilten er und sein Gremium über Strafen für Vereine, Trainer und Spieler, über Fanvergehen und auch spektakuläre Streitfälle wie der so genannte Platzsturm beim Relegationsspiel 2012 zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC oder das Phantomtor von Leverkusens Stefan Kiessling.

Der Jurist aus dem rheinhessischen Wöllstein, vor seiner Pensionierung Vorsitzender Richter der Grossen Strafkammer am Landgericht Mainz, ist bis zum Bundestag auch noch Mitglied des Vorstandes beim DFB. Auch da vermisse er eine bessere Kommunikation und mehr als die zwei Sitzungen im Jahr. «Wenn die jetzt alle die Tür reinkommen, da würde ich bei allenfalls zwei Drittel sagen: Die habe ich schon mal gesehen. Und bei der Hälfte würde mir der Namen spontan einfallen», sagte Lorenz.

Eine positive Entwicklung sieht der Sportgerichtsvorsitzende beim Verhalten der Protagonisten im Profifussball. Die Bundesliga sei «von den grossen Ligen mit Abstand die fairste». Die Tendenz mit zurückgehenden Roten und Gelb-Roten Karten sei eindeutig. «Der Videoassistent schützt uns vor Arbeit: Unentdeckte Tätlichkeiten hinter dem Rücken der Schiedsrichter gibt es nicht mehr», erklärte Lorenz.

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