Nicola Spirig führt die Schweiz auch nach der dritten Babypause an
Nicola Spirig (37) gilt am Grand Final der WM-Serie in Lausanne als stärkster Trumpf der Schweiz. Auf ihr ruhen die grössten Hoffnungen auf ein Topresultat.

Das Wichtigste in Kürze
- Und dies, obschon die Zürcherin erst vor viereinhalb Monaten zum dritten Mal Mutter wurde.
Zum dritten Mal werden in Lausanne Triathlon-Weltmeisterschaften ausgetragen. Im Gegensatz zu 1998 und 2006 ist es diesmal aber ein sogenannter Grand Final der WM-Serie. Die Verteilung der WM-Medaillen erfolgt aufgrund des Abschneidens der gesamten WM-Serie, in der dieser Final eineinhalbfach in die Wertung kommt.
Nicola Spirig als Leaderin der Schweiz
Nicola Spirig, die Olympiasiegerin von 2012 und Olympia-Zweite 2016, hat aufgrund ihrer Babypause die WM-Serie nicht mitmachen können. Einzige Ausnahme war der Start in Hamburg Anfang Juli.
Dort gab sie ihr imposantes Comeback, wo sie mit dem 8. Rang auf Anhieb bereits eine Vorgabe für die individuelle Olympia-Qualifikation erfüllte. Deshalb wird die Rekord-Europameisterin auch nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen können.

Die anderen Schweizer sind ohnehin ohne Medaillenchance. Nicola Spirig wäre mit einem Top-Ten-Resultat in Lausanne zufrieden. Sie dürfte aber gemäss ihrem bereits beachtlichen Formstand auch zu einem Top-5-Resultat fähig sein. Dies auch dank den genauen Streckenkenntnissen (sie gewann vor einem Jahr gleichenorts den unterklassigen Weltcup).
Jolanda Annen kämpfte mit Verletzungen
Bei den Frauen schien sich abzuzeichnen, dass Jolanda Annen die Lücke zu Nicola Spirig verkleinern könnte. Doch nach einer starken nacholympischen Saison mit dem neunten Gesamtrang in der WM-Serie wurde die Annen im Vorjahr verletzungsbedingt ausgebremst.

Leistungssportchefin Marianne Rossi sagte gegenüber Keystone-SDA: «In Edmonton gelang ihr mit dem 8. Rang eine sehr gute Performance. Auch beim Mixed-Team-Event in Nottingham zeigte sie eine gute Leistung.»
In Edmonton war vor rund einem Monat im Gegensatz zu Lausanne aber nur die halbe olympische Distanz zu absolvieren. Und bei den zwei wohl wichtigsten bisherigen Saison-Events enttäuschte Annen.
Die Rede ist von der Mixed-Team-WM vom Juli in Hamburg (Off-Leistung als Start-Athletin). Auch vor zwei Wochen beim Olympia-Testevent in Tokio holte sie nur den 49. Rang.
Nun hat die Urnerin vor Heimpublikum etwas gut zu machen, zumal sie sich nach Olympia in Rio (14. Rang) für Olympia in Tokio einen Diplomrang (Top 8) zum Ziel gesetzt hat.
Dritte Teilnehmerin ist Sprint-Europameisterin Michelle Derron
Die dritte Schweizer Frauen-Teilnehmerin ist Michelle Derron, die noch am Sonntag am Transvorarlberg-Triathlon über vier Stunden im Wettkampf-Einsatz stand. Derron wird wie ihre auf die Langdistanz spezialisierte Schwester Nina und dem Männer-Teamleader Andrea Salvisberg von Brett Sutton trainiert. Sie hat in diesem Jahr als Sprint-Europameisterin beeindruckt.
Im Vorjahr hatte sie zudem den U23-EM-Titel gewinnen können - genau wie Max Studer. Beide bezahlten dann bei ihrem ersten Start an den Elite-EM über die olympische Distanz mit schlechten Klassierungen noch Lehrgeld.

Michelle Derron und Studer zählten ursprünglich eher als Kandidaten für Paris 2024. Jetzt greifen sie aber schon in den internen Kampf um die aktuelle Olympia-Qualifikation für Tokio 2020 ein.
Vier Schweizer bei den Männern
Bei den Männern sind in Lausanne vier Schweizer am Start. Das Team wird angeführt von Andrea Salvisberg, dem EM-Dritten von 2016. Max Studer ist der aktuell bestklassierte Schweizer in der WM-Serie (44.).
Die beiden Waadtländer, Adrien Briffod und Sylvain Fridelance, komplettieren die Schweizer Delegation in den Elite-Rennen. Fridelance wurde im Vorjahr zusammen mit Nicola Spirig, Salvisberg und Lisa Berger EM-Zweiter mit dem Schweizer Mixed-Team.

Die Qualifikation für den Mixed-Teamwettbewerb 2020 in Tokio ist auch das Ziel von Swiss Triathlon bezüglich Olympia-Qualifikation für Tokio. Damit hätte die Schweiz je zwei Startplätzen pro Geschlecht in den Einzelrennen.
Von den 55 Einzel-Startplätzen in Tokio werden je zwei an die Top-7-Länder des Mixed-Team-Weltrangliste vergeben. Die Schweiz ist bloss Neunte.
Die Schweiz hat noch eine Chance, um in die Top 7 zurückzukehren. Im Wettkampf in Abu Dhabi im März 2020 braucht sie dazu einen Podestplatz. Andernfalls wird die Qualifikation vorab für zwei Einzelstartplätze bei den Männern anspruchsvoll.