Medienberichten zufolge steckt die Mall of Switzerland in der Krise. Doch schon heute sollte man den Luzerner Shopping-Tempel nicht abschreiben.
Der erste Laden verlässt die Mall of Switzerland.
Der erste Laden verlässt die Mall of Switzerland. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Juni verzeichnete die Mall of Switzerland ihren 2-millionsten Besucher.
  • Mehreren Berichten zufolge soll die Mall in der Krise stecken.
  • Das Einkaufszentrum ist jedoch breiter aufgestellt, als viele andere Malls.

Noch hat die Mall of Switzerland viel Luft nach oben. Schon im April berichtete Nau, dass der Shopping-Tempel viele Leerflächen hat. Erst zu 80 Prozent sind die Ladenflächen vermietet. Von einem Problem wollte Mall-Manager Jan Wengeler damals nicht sprechen. Man sei auf Kurs, meinte er.

Dass die Situation nicht rosig ist, zeigt ein neuer Bericht der «SonntagsZeitung». Ein grosser Detailhändler gibt an, bisher nur einen Viertel des budgetierten Umsatzes erreicht zu haben. Doch Wengeler bleibt dabei: Man sei gesamthaft auf Kurs, erklärte er am Montag der «Luzerner Zeitung». Das Ziel von fünf Millionen Besuchern pro Jahr dürfte das Einkaufszentrum allerdings erst in drei bis fünf Jahren erreichen.

Der Shopping-Tempel in Ebikon LU hat mehrere Probleme: Viele Marken in der Mall sind in der Schweiz unbekannt. Die schwierige Marktsituation sei schuld, heisst es. Dieses Argument gilt vor allem bei Kleidermarken. Diese sind laut dem Marktforscher GfK auf dem Rückzug aus den Einkaufszentren, dafür nimmt das Gastro-Angebot immer mehr Platz ein. So überrascht es nicht, wenn bekannte Kleider-Ketten die Mall meiden. Ein weiteres Problem: Touristen pilgern zwar gerne nach Luzern, umfahren in der Regel jedoch das Nachbardorf Ebikon.

Einkaufszentren im Minus

Zudem eröffnete die Mall of Switzerland zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Immer mehr Menschen kaufen online ein. Gleichzeitig sinken schweizweit die Umsätze der Shopping-Center. Letztes Jahr haben die Einkaufstempel 1,1 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr. Bereits die Jahre zuvor waren tiefrot.

Doch wer die Mall of Switzerland darum gleich abschreibt, tut ihr unrecht. Sie bietet nämlich mehr als nur Shops: 12 Kinosäle sind in Betrieb, eine Indoor-Surfanlage kommt im September, eine Hausarztpraxis im November. Hinzu kommen 17 Restaurants. Unter dem Strich ist das Zentrum in Ebikon mit vielen älteren Malls nicht vergleichbar. Vergleichbar ist die Mall am ehesten mit dem Westside in Bern. Dieses hat im Vorjahr den Umsatz gehalten und ist in den Jahren zuvor gewachsen.

Künftig will die Mall zudem Touristen anlocken. Dazu entsteht auf dem Gelände ein Hotel. Das sei aber keine Erfolgsgarantie, findet Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus. Es gäbe sicher Gäste, die daran interessiert seien. Doch: «Neben den europäischen Gästen, haben wir viele Gäste aus Fernmärkten.» Viele davon kämen aus den USA. «Für diese ist eher das Einkaufen in Luzerns mittelalterlichen und autofreien Altstadt ein Erlebnis, das sie aus ihrem Alltag nicht kennen.»

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