Ein Dorf im Kanton Zürich will ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Ein Experiment, das in Finnland abgebrochen wurde. Und prominente Befürworter hat.
Die Zürcher Grenzgemeinde Rheinau will das Grundeinkommen testen.
Die Zürcher Grenzgemeinde Rheinau will das Grundeinkommen testen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rheinau ZH will nächstes Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen.
  • Finnland hat das Experiment bereits abgeblasen. Allerdings war die Ausgangslage anders.

Die kleine Zürcher Gemeinde Rheinau nimmt sich einem ganz grossen Thema an. Nächstes Jahr will man im 1300-Seelen-Dorf ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Ein Experiment, dessen Finanzierung aktuell noch nicht sichergestellt ist. Das soll via Crowdfunding klappen.

Konkret sollen Erwachsene 2500 Franken erhalten. Für Kinder gibt es 625 Franken. Damit soll die Existenz gesichert werden. Was man mit dem Geld anstellt, ist jedem selber überlassen. Klar ist: Wer über 2500 Franken verdient, muss das Geld zurückzahlen.

Die Idee ist nicht neu, immerhin hat das Schweizer Stimmvolk vor zwei Jahren darüber abgestimmt. Und das bedingungslose Grundeinkommen hochkant abgelehnt. Nur 23 Prozent der Schweizer nahmen die Initiative an.

Zu wenig Arbeit

Doch warum wird immer noch über das Grundeinkommen diskutiert? Befürworter argumentieren, dass Roboter den Menschen vielerorts verdrängen werden. Und es dadurch zu wenig Arbeit geben wird. Vor allem in der Tech-Branche gibt es Leute, die sich für ein Grundeinkommen aussprechen. Tesla-Gründer Elon Musk und Facebook-Chef Mark Zuckerberg gehöre etwa dazu.

Bild einer PR-Aktion der Initianten der Grundeinkommen-Initiative.
Bild einer PR-Aktion der Initianten der Grundeinkommen-Initiative. - Keystone

Finnland hat bereits Erfahrungen mit einem Grundeinkommen gemacht. Allerdings nicht viele. Das Experiment wurde frühzeitig beendet. Erkenntnisse wurde noch keine präsentiert. Fakt ist: Grundeinkommen ist nicht Grundeinkommen.

In Finnland hatte die Liberal-Konservative-Regierung das Ziel, mit dem Grundeinkommen Bürokratie abzubauen und Arbeitsanreize zu stärken. Darum war der Betrag mit höchstens 800 Euro pro Monat sehr knapp berechnet.

Mehr Selbstbestimmung

Ganz anders die Idee in der Schweiz. Die Initianten sprachen vor zwei Jahren von einem «humanistischen Modell». Sie wollten nicht Sozialleistungen sparen, sondern die Selbstbestimmung fördern. Obwohl im Initativtext keine Zahl genannt wurde, gaben die Initianten 2500 Franken als Richtwert an.

Wer beschieden lebt, käme mit diesem Betrag durch. Die Mehrheit der Schweizer würde aber kaum deswegen die Arbeit niederlegen. Laut einer Umfrage von Demoscope aus dem Jahr 2016 würden nur zwei Prozent nicht mehr arbeiten gehen. Hingegen würden sich 54 Prozent weiterbilden, 22 Prozent würden sich selbständig machen. Wir dürfen also gespannt sein, was in Rheinau passiert.

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