Nils Fiechter wird verdächtigt, einen Zeitungskommentar unter falschem Namen geschrieben zu haben. Dieser sollte den Strategen der Jungen SVP gut darstellen.
Nils Fiechter JSVP
Nils Fiechter ist Strategie-Chef der Jungen SVP Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der «Berner Zeitung» geht ein Kommentar einer Sarah Löchlinger über Nils Fiechter ein.
  • Die Leserin hat sich mit der Mailadresse des Politikers eingeloggt – steckt er dahinter?
  • Der Chefstratege der Jungen SVP Schweiz streitet den Vorwurf ab.
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JSVP-Politiker Nils Fiechter steht im Mittelpunkt einer Politaffäre im Kanton Bern. Womöglich schrieb der Stratege der Jungen SVP Schweiz unter einem Pseudonym positive Kommentare über sich selbst. Auslöser ist ein veröffentlichter Leser-Kommentar der «Berner Zeitung». Fiechter bestreitet den Vorwurf energisch.

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Am 9. November berichtete die «BZ», dass Fiechter in den bernischen Grossen Rat nachrückt. Eine gewisse Sarah Löchlinger wollte Folgendes kommentieren:

«Bin zwar nicht SVP-Wählerin, Fiechter macht mir aber einen soliden Eindruck. Die Verurteilung wegen angeblicher Rassendiskriminierung ist ein Witz. Siehe die ebenfalls lächerliche Verurteilung der Brasserie Lorraine – kann man ja nicht ernst nehmen.»

Merkwürdige Mailadresse

Ein clever formulierter Kommentar – der einerseits den verurteilten Politiker in Schutz nimmt, aber auch die linke Beiz. Diese hatte wegen eines Konzertabbruchs einer weissen Reggae-Band einen Strafbefehl erhalten. Angezeigt wurde sie wegen Verstosses gegen die Antirassismusstrafnorm – von der Jungen SVP um Nils Fiechter.

Fiechter war 2019 wegen Rassendiskriminierung verurteilt worden. Grund war eine rassistische Illustration vor den kantonalen Wahlen vom März 2018. Diese wurde von der Jungen SVP Kanton Bern veröffentlicht, deren Co-Präsident Fiechter ist.

Nils Fiechter
Wehrt sich gegen den Vorwurf: Nils Fiechter- - keystone

Was beim Kommentar in der Zeitung nun für Aufsehen sorgt: Leserin Sarah Löchlinger hatte sich bei der Zeitung zuvor mit einer Mailadresse eingeloggt, die mit «nils.fiechter@» beginnt. Die Zeitung veröffentlicht dazu einen Screenshot.

Nach einer Überprüfung fand man die Mailadresse auf einer SVP-Webseite mit weiteren Koordinaten von Fiechter. Der Politiker hatte einer «BZ»-Journalistin mit selber Adresse mal eine Anmeldung an eine Medienkonferenz bestätigt.

Der Name Sarah Löchlinger hingegen taucht in keinem bekannten Adressverzeichnis auf. Auch auf Social Media scheint sie nicht zu existieren. Steckt also Fiechter selbst hinter dem Kommentar? Die Zeitung liess ihn nicht veröffentlichen.

Fiechter wehrt sich

Der Verwalter der Gemeinde Oberwil weist alle Anschuldigungen zurück und kritisiert die journalistische Qualität des Artikels. Dieser sei ohne Absprache mit ihm publiziert worden, was «mehr als fragwürdig sei».

«Ich kenne weder eine Sarah Löchlinger noch schreibe ich Kommentare in Onlinezeitungen», beteuert er gegenüber «20 Minuten». «Ganz offensichtlich versucht mich hier jemand drei Tage vor meiner Vereidigung als Grossrat zu diskreditieren.»

Er nehme «diese Spielereien amüsiert zur Kenntnis», fügt Fiechter hinzu. Der Berner betont, dass er sich voll und ganz auf seine zukünftige Rolle als Kantonsparlamentarier konzentrieren möchte.

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