Rund sechs Millionen Erwachsene können nicht richtig lesen und schreiben

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Deutschland,

Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben.

Eine Frau übt Schreiben
Eine Frau übt Schreiben - dpa/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Studie: Anteil in Deutschland seit 2010 gesunken.

Das sind insgesamt 12,1 Prozent der Menschen zwischen 18 und 64 Jahren, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Universität Hamburg hervorgeht. Die Betroffenen können nur einzelne Sätze lesen und schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte. Deren Zahl sank allerdings, sie hatte 2010 noch bei rund 7,5 Millionen gelegen.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wertete den Rückgang als Erfolg der Bildungspolitik. Die Enttabuisierung des Themas und geeignete Selbstlernangebote hätten dazu beigetragen. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung habe sich «das Verständnis für die Betroffenen erhöht, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben», erklärte die Ministerin.

Für sogenannte funktionale Analphabeten - die Studie spricht von «gering literalisierten Erwachsenen» - sind Dinge des alltäglichen Lebens wie Bedienungsanleitungen, Automaten oder Behördenschreiben eine Herausforderung. Scham und Leidensdruck sind oft gross.

Für die aktuelle Leo-Studie wurden im Sommer 2018 rund 7200 Erwachsene befragt. Allein knapp 47 Prozent der Menschen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz und damit fast die Hälfte waren zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 46 und 65 Jahre alt.

Das Leben der Betroffenen sei «mit Ausgrenzungen und grossen Unsicherheiten im Alltag verbunden», erklärte die Hamburger Wissenschaftlerin Anke Grotlüschen. Zwar sind Menschen mit deutlich eingeschränktem Lese- und Schreibvermögen der Studie zufolge mehrheitlich erwerbstätig und haben Familie. Meist sind sie jedoch Geringverdiener.

Die Studie mache deutlich, dass Lesen und Schreiben gefördert werden müssten, um den Betroffenen «einen Zugang zu den Möglichkeiten der Digitalisierung zu ermöglichen», erklärte der Präsident der Kultusministerkonferenz, der hessische Ressortchef Alexander Lorz (CDU). Der Kurs von Bund und Ländern müsse beibehalten werden, um Erwachsene mit Problemen im Lesen und Schreiben «in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen».

Funktionaler Analphabetismus sei kein Randphänomen, sondern treffe die Mitte der Gesellschaft, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Elke Hannack. «Lesen und Schreiben ist der Schlüssel für eine nachhaltige Teilhabe am Arbeitsmarkt.»

Dass trotz des Rückgangs der Zahl der funktionalen Analphabeten seit 2010 immer noch mehr als sechs Millionen Menschen Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, sei keine gute Nachricht, erklärte Birke Bull-Bischof, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. «Leider neigt unser Schulsystem generell dazu, alle Kinder und Jugendlichen über einen Kamm zu scheren», erklärte sie. Lehrkräfte müssten bei der individuellen Förderung von Kindern unterstützt werden.

Der Deutsche Volkshochschulverband forderte eine bessere finanzielle Unterstützung für Alphabetisierungskurse. Damit würden finanzielle Hürden abgebaut und sozial Benachteiligten der Einstieg in die Weiterbildung erleichtert.

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