Der AfD-Chef Jörg Meuthen kehrt seiner Partei den Rücken. Es sei zu parteiinternen Differenzen gekommen.
Der langjährige AfD-Chef Jörg Meuthen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Der langjährige AfD-Chef Jörg Meuthen. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jörg Meuthen legt sein Amt als AfD-Chef ab.
  • Grund für den Austritt sind parteiinterne Zerwürfnisse.
  • Der Europaabgeordnete bescheinigt der Partei «klar totalitäre Anklänge».

Jörg Meuthen legt tritt als Parteichef der AfD zurück. Teile der AfD stünden seiner Meinung nach «nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung». So begründete Meuthen am Freitag seinen Parteiaustritt gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio.

In dem Interview sprach er nach ARD-Angaben selbst von einer Niederlage im Machtkampf. Dies mit dem formal aufgelösten rechtsextremen Flügel der Partei um die Ausrichtung der AfD.

Jörg Meuthen verband seine Austrittsankündigung mit harter Kritik am Zustand seiner Partei: «Das Herz der Partei schlägt heute sehr weit rechts und es schlägt eigentlich permanent hoch», sagte er. «Ich sehe da ganz klar totalitäre Anklänge.»

Jörg Meuthen: AfD habe etwas Sektenartiges entwickelt

Er sei als Parteichef mit seinem Einsatz für einen anderen Weg gescheitert, räumte Meuthen ein. Gerade in der Coronapolitik habe die AfD etwas Sektenartiges entwickelt. Allenfalls als ostdeutsche Regionalpartei sehe er noch eine Zukunft für die AfD.

Bereits im Herbst hatte Meuthen angekündigt, nicht mehr für den Parteivorsitz in der AfD zu kandidieren. Dies war bereits als Eingeständnis der Niederlage im Machtkampf gegen den extrem rechten Parteiflügel gewertet worden; und als Verlieren gegen seine Widersacher im Parteivorstand.

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Die AfD-Spitze: Parteipräsident Alexander Gauland (l.), Fraktionsvorsitzende Alice Weidel (2.v.r.) und Vize-Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch (r.). - keystone

So gilt Meuthens Verhältnis etwa zu seinem Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Parteivize Alice Weidel als zerrüttet. In dem ARD-Interview nannte Meuthen mehrere seiner Widersacher namentlich: «Chrupalla, Weidel, Gauland, Höcke, Brandner nicht zu vergessen. Die werden sich richtig freuen, dass der Meuthen nun endlich weg ist», sagte er. Und er fügte hinzu: «Haben sie lange dran gearbeitet.»

Meuthen will Mandat im Europaparlament behalten

Sein Mandat als Abgeordneter im Europaparlament in der rechtspopulistischen Fraktion «Identität und Demokratie» will der 60-Jährige den Interviewäusserungen zufolge behalten. Er wolle sich auch in Zukunft politisch betätigen.

Meuthen ist nicht der erste AfD-Chef, der die Partei im Streit verlässt. Auch die früheren Vorsitzenden Bernd Lucke und Frauke Petry haben sich von der AfD abgewandt. Jörg Meuthen war 2013 in die AfD eingetreten und im Sommer 2015 nach Luckes Abgang Bundessprecher geworden. Zunächst führte er die AfD an der Seite von Petry, dann mit Alexander Gauland und zuletzt mit Tino Chrupalla.

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