Nordkorea hat eine ballistische Rakete über Japan geschossen. Behörden forderten Bewohner zur Evakuierung auf und sprechen von einem «Akt der Gewalt».
Machhaber Kim Jong Un
Machhaber Kim Jong Un - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nordkorea testete eine weitere ballistische Rakete.
  • Sie flog über Japan, weshalb dort Bewohner zur Evakuierung aufgefordert wurden.
  • Japan spricht von einem «Akt der Gewalt», Experten von einer Eskalation.

Japan hat nach dem Abschuss einer ballistischen Rakete aus Nordkorea die Bewohner im Nordosten seines Landes zur Evakuierung aufgerufen. «Nordkorea scheint eine Rakete abgeschossen zu haben. Bitte evakuieren Sie sich in Gebäude oder Kellerräume», teilte die Regierung am Dienstag in einer Warnung mit. Japans Ministerpräsident Fumio Kishida bezeichnete den Vorfall als «Gewaltakt». Der südkoreanische Generalstab bestätigte die Erhöhung der militärischen Bereitschaft.

Nordkorea habe gegen 07.22 Uhr (00.22 Uhr MESZ) «eine ballistische Rakete in Richtung Osten» abgefeuert, sagte Japans Regierungssprecher Hirokazu Matsuno vor Journalisten. Die Details würden noch untersucht. Bei dem Abschuss sei jedoch niemand verletzt worden, sagte er.

Nordkorea
Auf einem TV in Südkorea wird die Flugbahn der nordkoreanischen Rakete über Japan gezeigt. - Keystone

Das südkoreanische Militär bestätigte den Vorfall. Es teilte mit, «eine mutmassliche ballistische Mittelstreckenrakete» entdeckt zu haben, die «aus dem Gebiet Mupyong-Ri in der Provinz Jagang gestartet wurde und in östlicher Richtung über Japan hinwegflog». Der südkoreanische Generalstab erklärte, das Militär erhalte «die volle Bereitschaft aufrecht, eng mit den USA zusammenzuarbeiten und die Überwachung und Wachsamkeit zu erhöhen».

Rakete stürzte über Pazifik ab

Am Dienstagmorgen (Ortszeit) war Japans J-Alert-Raketenwarnsystem aktiviert worden – ein bislang eher seltener Vorgang. Die Warnmeldung wurde auf den Bildschirmen des staatlichen Rundfunksenders NHK angezeigt. NHK meldete, die Warnung gelte für zwei nördliche Regionen des Landes.

Die japanische Küstenwache erklärte später, die Rakete sei offenbar bereits über dem Pazifik abgestürzt. Sie warnte Schiffe davor, sich herabfallenden Objekten zu nähern.

Experten sprechen von Eskalation

Die japanische Regierung verurteilte den nordkoreanischen Raketentest als «Akt der Gewalt», nachdem «in letzter Zeit wiederholt ballistische Raketen abgeschossen» worden seien, sagte Japans Regierungschef Fumio Kishida.

«Sollte Pjöngjang eine Rakete über Japan abgefeuert haben, wäre das eine erhebliche Eskalation der jüngsten Provokationen», sagte Leif-Eric Easley von der Ewha-Universität in Seoul. Dem Politikwissenschaftler zufolge arbeitet die Regierung in Nordkorea an der Entwicklung von Waffen wie «taktischen Nuklearsprengköpfen und U-Boot-gestützten ballistischen Raketen» als «Teil einer langfristigen Strategie, um Südkorea in einem Wettrüsten auszustechen und Keile zwischen die US-Verbündeten zu treiben».

Vor wenigen Tagen hatte Nordkorea bereits viermal ballistische Raketen abgefeuert. Wenige Stunden vor dem dritten Raketen-Abschuss hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris den Nachbarstaat Südkorea besucht.

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