Bund und Länder haben noch keine gemeinsame Linie in der Frage der Auffrischungsimpfungen gefunden: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (SPD) sprach sich in der Düsseldorfer «Rheinischen Post» dafür aus, die Impfzentren wieder zu öffnen.
Vorbereitung einer Corona-Impfung
Vorbereitung einer Corona-Impfung - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Spahn will Impfzentren wieder öffnen und alle über 60 anschreiben.

Aus den Ländern und von den Grünen wurden stattdessen Forderungen laut, die Ärzte sollten sich mehr um die Impfungen bemühen. Skepsis gab es auch über Spahns Forderung nach einem neuerlichen Bund-Länder-Gipfel. Spahn sprach sich auch dafür aus, alle über 60-Jährigen schriftlich zur Impfung einzuladen.

Die zuweilen mehr als 400 Impfzentren in Deutschland hatten im Frühjahr und Sommer eine zentrale Rolle gespielt, die meisten von ihnen sind derzeit nicht in Betrieb. «Um möglichst Vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Stand-By bereit halten, nun wieder startbereit machen», sagte Spahn.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) verwies im «Frühstart» von RTL/ntv darauf, dass in der Hauptstadt noch zwei der einstmals sechs Impfzentren in Betrieb seien. In diesen und den mobilen Impfstationen würden über 40 Prozent der Impfungen in Berlin vorgenommen. Sie stellte zugleich die Frage: «Warum wird in den Arztpraxen weniger geimpft?» Die Impfungen seien schliesslich das «Kerngeschäft» der Hausärzte.

Auch der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen plädierte nicht dafür, die Impfzentren wieder zu eröffnen. Dort, wo die grossen Impfzentren noch gut besucht würden, sollten sie offen bleiben, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) vom Montag. Der Mediziner gab den niedergelassenen Ärzten eine Mitschuld am schleppenden Verlauf der Impfungen. «Nach der Schliessung der meisten Impfzentren erfüllen die Praxen die in sie gesetzten Erwartungen erkennbar nicht, weder bei den Erst- noch bei den Booster-Impfungen.»

Spahn sprach sich auch dafür aus, in einem ersten Schritt alle über 60-Jährigen schriftlich zur Impfung einzuladen. «Das hat bei den Erstimpfungen auch gut geklappt», betonte der Minister. Grundsätzlich haben alle Menschen mit Wohnsitz oder dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland Anspruch auf die Booster-Impfung. Sie soll sechs Monate nach Erhalt des vollständigen Impfschutzes verabreicht werden.

Mit Blick auf den von Spahn ins Gespräch gebrachten Bund-Länder-Gipfel sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) im RBB-Inforadio, zum Thema Boostern sei bereits alles gesagt. Sie habe schon vor längerer Zeit alle Ärzte wegen Auffrischungsimpfungen für die vulnerablen Gruppen angeschrieben. Demgegenüber bekräftigte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer die Bereitschaft des Bundes zu Gesprächen. Sie könne dafür aber keinen Termin ankündigen, sagte sie in Berlin.

Zuvor hatte sich bereits Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) ablehnend zu einem Bund-Länder-Treffen geäussert. Wenn das Treffen nicht nur dem «Plaudern» dienen solle, müsse klar sein, worum es dabei gehen soll, sagte er am Sonntagabend im ZDF. Dazu habe er von Spahn aber noch nichts gehört. Auch Berlin sei längst dabei, die sogenannten Booster-Impfungen voranzubringen. Spahn hatte der «Bild am Sonntag» gesagt: «Wir brauchen einen Booster-Gipfel von Bund und Ländern.»

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