Die Furcht vor gewalttätigen Ausschreitungen hat die Präsidentschaftswahl in Honduras überschattet.
Menschen stehen vor einem Wahllokal in Tegucigalpa Schlange
Menschen stehen vor einem Wahllokal in Tegucigalpa Schlange - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Enges Rennen zwischen Kandidaten der Linken und Rechten erwartet.

Zu der Abstimmung über die Nachfolge des wegen Vorwürfen des Drogenhandels im Visier der US-Justiz stehenden Präsidenten Juan Orlando Hernández waren am Sonntag fünf Millionen Menschen aufgerufen. Die Opposition befürchtete Wahlbetrug. Bereits vor Beginn des Urnengangs gab es Berichte über Einschüchterungsversuche gegenüber Wählern. Landesweit waren am Wahltag 18.000 Polizisten sowie zahlreiche Soldaten im Einsatz.

Beobachter erwarteten ein enges Rennen zwischen der Linkskandidatin Xiomara Castro und Nasry Asfura von der rechtsgerichteten Regierungspartei PN. Die Linkskandidatin Castro, Ehefrau des 2009 durch einen Staatsstreich gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya, gilt mehreren Umfragen zufolge zwar als Favoritin. Doch standen Asfura, der Bürgermeister der Hauptstadt Tegucigalpa ist, im Wahlkampf mehr Mittel zur Verfügung.

Insgesamt stellten sich 13 Präsidentschaftskandidaten zur Wahl. Erste Ergebnisse sollten rund drei Stunden nach der Schliessung der Wahllokale um 17.00 Uhr (Ortszeit, 00.00 Uhr MEZ) verkündet werden.

«Selbst bei einem rechtmässigen Sieg der PN wird es zu einem besorgniserregenden Ausmass an Gewalt kommen», warnte der Jurist und frühere PN-Abgeordnete Raúl Pineda. Die Stimmung im Land sei bereits jetzt angespannt. «Es ist eine Art Paranoia entstanden, die Menschen bereiten sich auf Krieg vor», sagte Pineda der Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf Lebensmittel- und Wasservorräte, die sich viele Menschen anlegten.

Nach der Wahl im Jahr 2017 war es in Honduras zu gewalttätigen Ausschreitungen mit etwa 30 Toten gekommen. Das Zehn-Millionen-Einwohner-Land, in dem etwa die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze lebt, gilt als eines der gefährlichsten der Welt. Die USA haben allerdings kein Interesse daran, dass sich aus dem unter Gewalt, Kriminalität, Armut und Naturkatastrophen leidenden Land noch mehr Menschen als Migranten Richtung Nordamerika auf den Weg machen.

Zahlreiche Politiker im Umfeld des Amtsinhabers Hernández werden der Korruption und der Verwicklung in den Drogenhandel verdächtigt. Asfura wurde 2020 die Veruntreuung öffentlicher Gelder in Höhe von 700.000 Dollar vorgeworfen. Der in Umfragen drittstärkste Präsidentschaftskandidat Yani Rosenthal sass wegen Geldwäsche sogar für drei Jahre in einem US-Gefängnis.

Auch Hernández steht im Verdacht, sich am Drogenhandel bereichert zu haben. Dies werfen ihm mehrere Drogenbarone vor, deren Auslieferung in die USA der Noch-Präsident ermöglicht hatte. Hernández' Bruder Tony war im März wegen des Schmuggels von 185 Tonnen Kokain in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

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