Ermittlungen gegen mutmasslichem Lübcke-Mörder auch wegen Mordversuchs an Iraker
Die Bundesanwaltschaft hat gegen den mutmasslichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke nun auch Ermittlungen wegen versuchten Mordes an einem Iraker aufgenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Anfangsverdacht gegen Stephan E. wegen Messerangriffs auf Asylbewerber.
Es besteht der Anfangsverdacht, dass Stephan E. im Januar 2016 den Asylbewerber töten wollte, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Motiv aus. E. sitzt in Untersuchungshaft, weil er Anfang Juni den CDU-Politiker Lübcke erschossen haben soll.
Es gebe Anhaltspunkte, dass der Verdächtige im Mordfall Lübcke am 6. Januar 2016 in Lohfelden bei Kassel versucht habe, «einen irakischen Asylbewerber heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen zu töten», erklärte die Bundesanwaltschaft. Demnach soll sich E. «dem Opfer unbemerkt von hinten genähert und ihm dann unvermittelt mit einem Messer in den oberen Rücken gestochen haben». Der Mann erlitt schwere Verletzungen. Ausschlaggebend für die Tat soll nach Ansicht der Ermittler die «rechtsextremistische Weltanschauung» des Beschuldigten gewesen sein.
Die Bundesanwaltschaft übernahm den Fall von der Staatsanwaltschaft Kassel. Bereits Ende Juli war bekannt geworden, dass sich die dortigen Ermittlungen zu dem bislang unaufgeklärten Messerangriff auf den Iraker auch gegen E. richten. Aufgrund des vermuteten rechtsextremen Motivs zog die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe nun das Ermittlungsverfahren an sich.
Die Behörde hatte deshalb bereits Mitte Juni die Ermittlungen im Mordfall Lübcke übernommen. Der Kasseler Regierungspräsident war in der Nacht zum 2. Juni auf seinem Grundstück in Wolfshagen-Istha aus nächster Nähe erschossen worden. Der festgenommene E. gestand die Tat zunächst, widerrief sein Geständnis jedoch wenige Tage später. E. war bereits in der Vergangenheit vom Verfassungsschutz als gewaltbereiter Rechtsextremist eingestuft worden.
Lübcke wurde wegen seiner Haltung in der Flüchtlingspolitik seit längerem von Rechtsextremen angefeindet. Im Jahr 2015 sagte der damalige Regierungspräsident bei einer Veranstaltung zu einer geplanten Asylbewerberunterkunft, wer Werte des Zusammenlebens nicht teile, könne auch als Deutscher Deutschland verlassen. Unter den Anwesenden bei der Informationsveranstaltung soll auch E. gewesen sein.