Schweizer Gewässer gleichen stellenweise einer Müllhalde. Freiwillige haben am Samstag im Hallwilersee LU versucht, zumindest ein bisschen dagegen anzukämpfen.
Der Videoscreenshot zeigt: Taucher des Vereins Abfalltaucher Schweiz haben eine Bierflasche gefunden und bringen diese an die Oberfläche zur Entsorgung, am Samstag, 10. August 2019. (KEYSTONE/Stefan Lanz)
Der Videoscreenshot zeigt: Taucher des Vereins Abfalltaucher Schweiz haben eine Bierflasche gefunden und bringen diese an die Oberfläche zur Entsorgung, am Samstag, 10. August 2019. (KEYSTONE/Stefan Lanz) - sda - Keystone/STEFAN LANZ
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auf dem Grund von Schweizer Gewässern sammelt sich viel Müll.
  • Am vergangenen Samstag führten 16 Taucher ein «Cleanup» am Hallwilersee bei Mosen durch.
  • Wegen Plankton und anderen Schwebstoffen war die Sichtweite sehr schlecht.

Flaschen oder sogar Skis und Tonnen von Plastikmüll liegen am Grund von Schweizer Gewässern. Am vergangenen Samstag führten 16 Taucher im Wasser und 12 Helfer an Land einen «Cleanup» am Hallwilersee bei Mosen LU durch. Während rund drei Stunden sammelten die Freiwilligen insgesamt 600 Kilogramm Abfall.

«Es liegt noch viel mehr da unten» sagte Vereinspräsident Matthias Ardizzon gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, «jedoch war die Sichtweite unter Wasser eine Katastrophe.» Wegen Plankton und anderen Schwebstoffen im Wasser betrug die Sichtweite zum Teil weniger als einen Meter.

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Plastikmüll in Gewässer - AFP

Besonders schlimm sei die Müllbelastung im Zürcher Seebecken. Bis zu sieben Tonnen Abfall werden dort pro Einsatz durch die Taucher aus dem Wasser gefischt. Bei drei Einsätzen pro Jahr an dieser Stelle entspricht das einer Abfallmenge von 21 Tonnen.

Unter den «Fundstücken» in Zürich seien auffällig viele teure Gegenstände wie Smartphones, E-Trottinette, Markenvelos, Motorräder und Portemonnaies. Matthias Ardizzon hat ausgerechnet, dass der geborgene Müll bei ihrem letzten Einsatz einen Wert von rund 60'000 Franken hatte.

Mülltauchgang als Schatzsuche

«Jeder Mülltauchgang ist auch ein wenig eine Schatzsuche» sagt Ardizzon. «Man weiss nie, was man finden wird. Das macht für viele Taucher auch den Reiz aus, mitzuhelfen.»

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Abfall im Wasser. - Keystone Symbolbild

Der Swiss Litter Report untersuchte 2018 den Zustand der Abfallverschmutzung an den Ufern der Schweizer Gewässer. Er kam zum Ergebnis, dass in Sommermonaten durchschnittlich auf jedem Quadratmeter Ufer ein Stück Müll liegt. In Schweizer Gewässern landen jährlich 115 Tonnen Plastikmüll, so eine im Juli 2019 erschienene Untersuchung der Empa im Auftrag des Bundes.

Tropfen auf dem heissen Stein

Die Mitglieder des Vereins Abfalltaucher Schweiz wissen, dass ihre Arbeit nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Jedoch, so sagen sie optimistisch, «steter Tropfen höhlt den Stein. Nichts zu unternehmen, sei auch keine Lösung.»

Die Schweizer Abfalltaucher existieren seit rund zehn Jahren. Die Taucher und Helfer arbeiten ohne Entlohnung. Auch die teure Tauchausrüstung stellen die Freiwilligen selbst. Der Verein finanziert sich über Mitgliederbeiträge und Spenden.

Die Entsorgung des Mülls bezahlen die «Verursacher», was in der Praxis bedeutet, dass oft die Seeanrainergemeinden, Hafenbetreiber oder Betreiber von Strandbädern für die Kosten aufkommen. Die Taucher sind bis zu zweimal pro Monat an verschiedenen Gewässern der Schweiz im Einsatz.

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