Bundeswehr geht wegen Verdachts auf Rechtsextremismus gegen Wachbataillon vor
Das Bundesverteidigungsministerium geht wegen Rechtsextremismus-Verdachts gegen Angehörige des Wachbataillons der Bundeswehr vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Sprecher berichtet von «abartigen Trinkritualen» und «sexualisierte Gewalt».
Eine besonders auffällige Kompanie sei aus dem Protokollardienst des Bataillons «herausgenommen» worden, und die Vorgesetzten würden vorerst von ihren Funktionen entbunden, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag. Der Fall stehe in einem «rechtsextremen Kontext». Zudem gehe es um «ziemlich abartige Trink- und Aufnahmerituale» und «sexualisierte Gewalt». Es gehe um mehrere dutzend Sodlaten.
Die berichteten Vorfälle «beschämen uns alle zutiefst», sagte der Sprecher. Für die Soldatinnen und Soldaten sei derartiges Fehlverhalten in der Truppe «schwer erträglich». Eine militärische Gemeinschaft sei «immer und in besonderem Masse auf Zusammenhalt» angewiesen. Wer sich extremistisch und menschenfeindlich äussere, greife diese Solidargemeinschaft an.
Die Bundeswehr werde deshalb «alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen», um die Schuldigen aus der Truppe «zu entfernen». Die aktuellen Ermittlungen seien nach «Meldungen aus dem Kameradinnenkreis» aufgenommen worden, sagte der Ministeriumssprecher.
Das rund 1000 Mitglieder umfassende Wachbataillon gilt eigentlich als Aushängeschild der Bundeswehr. Ihm obliegen protokollarische Ehrendienste etwa bei Staatsbesuchen und beim Zapfenstreich, zudem ist es für die Sicherung der Dienstsitze der Bundesregierung zuständig. In der Öffentlichkeit werde das Bataillon «durch zahlreiche Auftritte im Rahmen der militärischen Ehren als Repräsentantin der Bundesregierung wahrgenommen», heisst es auf der Internetseite des Verteidigungsministeriums.
Nach Informationen des «Spiegel» hatte ein Zeuge konkret beschrieben, dass sich innerhalb der zweiten Kompanie des Wachbataillons eine völkische und teils rechtsextreme Gruppe von mindestens sechs Soldaten gebildet habe, die sich selbst als «Wolfsrudel» bezeichnen soll.
Der Anführer der Gruppe soll demnach andere Soldaten mit ausländischen Wurzeln rassistisch beschimpft haben. Zudem soll ein Oberstabsgefreiter ein T-Shirt mit einer schwarzen Sonne und der Aufschrift «Sonnenstudio 88» getragen haben. Auf der Rückseite prangte laut der Aussage der Schriftzug «Wir sind braun». Die Zahl 88 wird in rechtsextremen Kreisen als Zeichen für den verbotenen Hitlergruss benutzt.