Bewaffnete haben in Sri Lanka das Haus eines bekannten regierungskritischen TV-Journalisten gestürmt.
Chamuditha Samarawickrama
Chamuditha Samarawickrama - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Sri Lanka haben Bewaffnete das Haus eines regierungskritischen Journalisten gestürmt.
  • Internationale Organisationen sorgen sich um die Pressefreiheit in dem Land.
  • An der Macht sind derzeit die Brüder Mahinda und Gotabaya Rajapaksa.

«Es waren mindestens drei bewaffnete Männer, die in einem weissen Lieferwagen unterwegs waren», sagte der Journalist Chamuditha Samarawickrama am Montag der Nachrichtenagentur AFP. «Ich hörte Schüsse. Sie schlugen meine Fenster ein und bewarfen das Haus mit Fäkalien. Es wurde von Überwachungskameras aufgenommen.»

Polizei bestätigt Vorfall

Die Polizei bestätigte den Vorfall. «Sie trugen Waffen bei sich, um den Wachmann einzuschüchtern, und verschafften sich Zugang zu der Wohnanlage», sagte ein Polizeibeamter. Es seien nun Forensikexperten für eine Untersuchung hinzugezogen worden. Samarawickrama blieb demnach unverletzt.

Medienrechtsorganisationen verurteilten den Angriff auf den Journalisten, der für konfrontative Interviews mit Politikern und Wirtschaftsvertretern in seiner Sendung «Truth With Chamuditha» bekannt ist. «Dieser Angriff unterstreicht das gefährliche Umfeld, in dem Journalisten in den letzten Jahrzehnten in Sri Lanka gearbeitet haben», erklärte die Organisation Free Media Movement.

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Präsident von Sri Lanka Gotabhaya Rajapaksa (rechts) schüttelt seinen Bruder Mahinda die Hand, nachdem er ihn 2019 zum Premierminister ernannt hat. - keystone

Die Polizei hatte vor zwei Wochen Ermittlungen gegen Samarawickrama und seinen Fernsehsender Hiru TV eingeleitet. Er soll die Strafverfolgungsbehörden verunglimpft und falsche Beschwerden über Drohungen gegen ihn eingereicht haben. Vergangene Woche strahlte er ein Interview mit einem ehemaligen Polizeibeamten aus, der anführt, politisch verfolgt zu werden und deshalb in Grossbritannien politisches Asyl erhalten hat.

UN-Menschenrechtsrat will sich mit Lage befassen

Der UN-Menschenrechtsrat will sich bald mit der Lage in Sri Lanka befassen. Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte nach der Rückkehr der Familie Rajapaksa an die Macht im Jahr 2019 vor Einschüchterung von Journalisten, Anwälten und Aktivisten in dem asiatischen Inselstaat gewarnt.

Nach Angaben von «Reporter ohne Grenzen» sind in Sri Lanka während der Präsidentschaft von Mahinda Rajapaksa von 2005 bis 2015 mindestens 14 Journalisten ermordet worden. Mahinda Rajapaksa ist nun Regierungschef, sein Bruder Gotabaya Staatsoberhaupt.

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