Die Situation in Lampedusa spitzt sich mit der weiteren Ankunft von geflüchtete Menschen zu. Eine politische Lösung ist jedoch weiterhin nicht absehbar.
Lampedusa
Eine Gruppe von Migranten wartet auf der Insel Lampedusa, während sich die italienischen Behörden auf die Verlegung von Menschen nach Neuankömmlingen vorbereiten, Italien, 13. September 2023. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Allein in dieser Woche sind rund 8000 Menschen nach Lampedusa geflüchtet.
  • Die Infrastruktur der kleinen Mittelmeerinsel ist masslos überfüllt – es herrscht Chaos.
  • Die Politik ist weiterhin überfordert, eine Lösung ist nicht absehbar.

Auf der italienischen Insel Lampedusa herrscht eine angespannte Situation. Grund: Seit Wochenbeginn erreichten über schon 8000 geflüchtete Menschen die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika auf Booten.

Beamte der Guardia di Finanza versuchen, Hunderte von Migranten im Hafen unter Kontrolle zu halten. Dennoch kam es zu Unruhen, als die Migranten versuchten, das Hafengebiet zu verlassen. Die Polizei versuchte mit hoher Präsenz, die Menschenmenge zurückzuhalten.

Mangelnde Versorgung führt zu Unruhen

Auch im Hotspot von Lampedusa gab es chaotische Szenen und Unruhen unter den über 6000 dort ansässigen Migrantinnen und Migranten im masslos überfüllten Lager. Dieses ist eigentlich nur für 400 Personen ausgelegt.

«Alles auf der Insel ist temporär», sagt der Priester Don Carmelo Rizzo zu «Italy24». «Für die Neuankömmlinge gibt es nicht mal genug Platz für ein Bett oder eine Toilette – es ist wirklich eine Apokalypse.»

Als das Rote Kreuz begann, im Lager Lebensmittel auszuteilen, stürzten sich hunderte Migranten auf die Essenssäcke und Wasserflaschen. Aus Angst vor einer unzureichenden Versorgung. Die Polizei konnte jedoch eine Eskalation verhindern und nachdem klar war, dass genug Essen für alle vorhanden ist, beruhigte sich die Situation wieder.

Migranten
Migranten steuern ein Boot in Richtung der Insel Lampedusa. - Oliver Weiken/dpa

Ein tragischer Vorfall ereignete sich, als ein fünf Monate altes Baby vor der Ausschiffung ins Wasser fiel und ertrank. Die Familie, zu der das ertrunkene Kind gehörte, war aus dem westafrikanischen Land Guinea nach Europa gekommen. Die Mutter ist minderjährig. Sie erhält nun psychologische Unterstützung.

Ausnahmezustand auf Lampedusa

Der Stadtrat der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa hat wegen den Tausenden neu angekommenen Bootsmigranten den Notstand ausgerufen. Das gab Bürgermeister Filippo Mannino am Mittwochabend bekannt, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Er verlangte mehr Unterstützung für die kleine Insel, die unter «grossem Stress» stehe.

Die Bürger Lampedusas seien verzweifelt. «Jeder hat in irgendeiner Weise den Migranten geholfen, die Hilfe brauchten. Aber jetzt ist es wirklich an der Zeit, nach einer strukturellen Lösung zu suchen», sagte Mannino weiter.

Keine Lösung in Sicht

Die Suche nach einer Lösung kommt ins Stocken, nachdem Deutschland ankündigt hat, keine weiteren Asylbewerber aufzunehmen. Für Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist die Frage der Umsiedlungen auch zweitrangig, wie sie gegenüber Rai1 sagt. «Die Frage ist, wie wir die Ankünfte in Italien stoppen. Und ich sehe immer noch keine konkreten Antworten.»

Metteo Salvini
Matteo Salvini und Giorgia Meloni. - keystone

Doch auch Meloni selber steht in der Kritik, etwa vonseiten des ehemaligen Bürgermeisters von Lampeduse, Totò Martello: «Offensichtlich hat die Regierung Meloni versucht, ein 'Schweigen der Presse' zu erzwingen». Er fordert internationale Regelungen zur Steuerung von Migration und kritisiert das Fehlen italienischer Journalisten trotz der dramatischen Lage auf Lampedusa.

Für Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini ist es kein Zufall, dass so viele Menschen innerhalb von 24 Stunden ankämen. Der Politiker der rechtspopulistischen Lega-Partei betonte, bei den Ankünften handele es sich um etwas «Organisiertes, auch um eine Regierung in Schwierigkeiten zu bringen».

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