Nach 56 Jahren besiegeln Angela Merkel und Emmanuel Macron einen neuen Freundschaftspakt. Doch nicht alles ist so harmonisch, wie es scheint.
Angela Merkel und Emmanuel Macron.
Emmanuel Macron erhielt im März in Aachen den Karlspreis. Nun wollen Angela Merkel und Macron ebenda einen neuen Freundschaftspakt unterschreiben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Macron und Merkel wollen am Dienstag einen neuen Freundschaftsvertrag besiegeln.
  • Dem Vertrag gingen lange und steinige Verhandlungen voraus.

Es lief zuletzt nicht alles glatt im deutsch-französischen Verhältnis, und die Neuauflage des 56 Jahre alten Élysée-Vertrages erwies sich als ein mühsames Vorhaben. 1963 hatten die einstigen Erbfeinde und Kriegsgegner ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen. Nun soll der neue Freundschaftspakt am Dienstag in Aachen unterschrieben werden.

Aber selbst Ort und Zeitplan waren lange strittig. Vor allem der Bundestag ist immer noch ziemlich beleidigt. Für Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron aber ist es mehr als nur ein symbolischer Akt.

Vertrag von 1963

Aber der Reihe nach: Als Konrad Adenauer und Charles de Gaulle am 22. Januar 1963 in Paris den Élysée-Vertrag unterschrieben, hielt sich die Begeisterung durchaus in Grenzen. Auf deutscher Seite hegten viele den Verdacht, dass der General damit die noch junge Bundesrepublik aus dem Machtbereich der USA herauslösen wollte. Deshalb stellte der Bundestag eine Präambel vorweg, in der er sich zur Freundschaft mit den USA und Grossbritannien bekannte.

Das ärgerte De Gaulle richtig. Aber er blieb doch bei seiner Linie, die historische Feindschaft zu begraben und «dem Rad der Geschichte in die Speichen zu greifen». Beide Seiten vereinbarten regelmässige Konsultationen zwischen Präsident und Kanzler und auf Ministerebene. Die Regierungen sollten sich in allen wichtigen Fragen der Aussen-, Europa- und Verteidigungspolitik absprechen. Das wenig später gegründete deutsch-französische Jugendwerk hat seitdem für Millionen Jugendliche die Freundschaft der beiden europäischen Kernländer mit Leben erfüllt.

Verhandlungen seit 2013

2013, ein halbes Jahrhundert später, der französische Präsident hiess François Hollande, und die Kanzlerin war auch schon über sieben Jahre im Amt, wurde über einen neuen Élysée-Vertrag gesprochen. Der Sozialist Hollande war dafür, aber die Deutschen hielten nicht so viel davon.

Nach langen und zähen Verhandlungen ist es jetzt so weit. Der neue Freundschaftspakt wird in Aachen «unter den virtuellen Augen von Karl dem Großen» unterzeichnet, wie es Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert unlängst in Paris formulierte. Die Franzosen akzeptierten, dass der Vertrag nicht an historischer Stätte in Paris, sondern jenseits der Grenze besiegelt wird. Für Macron hat Aix-la-Chapelle, wie Aachen auf Französisch heisst, einen guten Klang: Er erhielt dort im Mai vergangenen Jahres den Karlspreis für sein Europa-Engagement. «Warten wir nicht ab. Handeln wir jetzt!», rief er damals.

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