Mit einem Vaterschaftsurlaub will das Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» für politische Gleichstellung sorgen. Das Begehren findet nicht überall Zustimmung.
Vaterschaftsurlaub Schweiz
Der Vaterschaftsurlaub wurde angenommen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Vaterschaftsurlaub soll für Gleichstellung sorgen.
  • Am 27. September wird über einen indirekten Gegenvorschlag abgestimmt.
  • Die zusätzlichen Ferientage würden für Mehrkosten sorgen.

Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub, ist für das Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» ein erster Schritt in die richtige Richtung in der Gleichstellungspolitik. Die Dauer des Urlaubs ist aktuell noch unwichtig. Das Fernziel bleibe eine Elternzeit, wie es sie etwa in Deutschland gibt.

Angesichts moderner Familienmodelle sei es höchste Zeit, dass die Schweiz einen gesetzlich geregelten Urlaub einführe. So heisst es im Argumentarium des Ja-Komitees, das am Donnerstag präsentiert wurde. Eine Volksinitiative wollte ursprünglich einen vierwöchigen Urlaub einführen.

Volk erhält Gegenwind

Am 27. September kommt das geänderte Erwerbsersatzgesetz an die Urne. Dieses ist ein indirekter Gegenvorschlag zum Volksbegehren «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie». Das Parlament hat ihn bereits verabschiedet.

Covid-19-Gesetz
Schon zwei Mal waren die Schweizer aufgerufen, über das Covid-19-Gesetz abzustimmen. - Keystone

Die Initianten zogen ihr Begehren unter der Bedingung zurück, dass die Gesetzesgrundlage für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub in Kraft tritt. Das ist deshalb umstritten, weil SVP-Vertreter und Jungfreisinnige das Referendum dagegen ergriffen haben.

Sie sehen keinen Grund dafür, dass Väter nach der Geburt eines Kindes bezahlten Urlaub erhalten sollen. Kritisiert werden die «Gratis-Ferien», die alle mit Lohnabzügen finanzieren müssten.

Zusatzkosten für Vaterschaftsurlaub

Gemäss dem Parlamentsentscheid könnten Väter in den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub nehmen. Dieser würde wie der Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 229 Millionen Franken pro Jahr. Dafür sollen 0,06 zusätzliche Lohnprozente je hälftig bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhoben werden.

Das vom Arbeitnehmerverband Travail Suisse angeführte Ja-Komitee zur Vorlage ist breit abgestützt. Es sitzen Vertreter aller grossen Parteien darin.

Stimmberechtigte sagen Ja

Gemäss einer im Juni veröffentlichten Umfrage befürworten fast drei Viertel der Stimmberechtigten den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Nur rund 16 Prozent lehnen das Projekt komplett ab. Als die beiden Hauptargumente für ein Ja nannten die Befragten die Unterstützung der Mütter und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Umgekehrt sind bei rund 20 Prozent die Kosten das Hauptargument für ein Nein.

Indes gibt es bereits Pläne für eine neue Volksinitiative, die eine längere Elternzeit verlangt. Dabei könnten die Eltern die Zeit zu einem Teil frei unter sich aufteilen. Linke hatten sich im Parlament für ein solches Modell ausgesprochen. Dieses stösst auch bei Mitte-Politikern auf Zustimmung, jedoch ist noch offen ob und wann daraus eine Volksinitiative wird.

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