Unterbringung dementer Personen in der Schweiz problematisch

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Bern,

Ein Bericht der NKVF zeigt, dass untergebrachte Personen mit Demenz in der Schweiz unzureichend geschützt sind.

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Die Experten empfehlen nun, geschlossene Einrichtungen langfristig zu vermeiden und stattdessen alternative und wohnortnahe Modelle zu fördern. (Archivbild) - AFP/Archiv

Untergebrachte Personen mit Demenz sind in der Schweiz unzureichend geschützt. Zu diesem Schluss kommt die Nationale Kommission zur Verhütung der Folter in ihrem Tätigkeitsbericht 2024. Darin liess sie ein Gutachten erstellen, welches aufzeigt, dass die Unterbringung häufig nicht auch einer unabhängigen behördlichen Entscheidung beruht.

Seit Oktober 2021 besuchte die Nationale Kommission zur Verhütung der Folter (NKVF) 16 Alters- und Pflegeheime in 13 Kantonen. Fast alle Einrichtungen hätten über geschlossene Abteilungen für Menschen mit Demenz verfügt, wie es im am Donnerstag veröffentlichten Tätigkeitsbericht hiess.

Die Bewohnenden können diese Abteilungen nicht selber verlassen. Die Türen sind durch Zahlencodes gesperrt oder benötigen einen Badge – beides steht den Betroffenen meist nicht zur Verfügung. An manchen Orten werden visuelle Barrieren eingesetzt, um die Demenzerkrankten am Verlassen zu hindern.

Mangelnde Transparenz bei Einweisungsverfahren

Die Heimbetreibenden wollen damit verhindern, dass die Erkrankten weglaufen und sich selbst verletzten. Unklar sei der NKVF jedoch gewesen, ob die Demenzerkrankten freiwillig oder unfreiwillig in einer solchen Einrichtung gelandet sind. Die Einweiseverfahren seien sehr unterschiedlich, schrieb die Kommission weiter.

Nicht immer seien ärztliche Diagnosen vorhanden gewesen und fast nie mildere Massnahmen geprüft worden. Deshalb gab die NKVF ein Gutachten in Auftrag, welches die rechtliche Einordnung der Unterbringung von Betroffenen mit allen gesetzlichen Hintergründen klären soll.

Die Experten empfehlen nun, geschlossene Einrichtungen langfristig zu vermeiden und stattdessen alternative und wohnortnahe Modelle zu fördern. Da die Anpassungen Zeit benötigen, sollen die Abteilungen bereits heute offener gestaltet werden, etwa durch individuelle Risikoabschätzungen oder GPS-Überwachung.

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