SVP warnt: Krankenkassen und Betriebe durch Psychotherapie belastet

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

SVP-Unternehmerin Diana Gutjahr ist irritiert: Mit dem von den Krankenkassen bezahlten, leichteren Zugang zu Psychotherapie gebe es mehr Kosten und Absenzen.

Diana Gutjahr
SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr befürchtet Mehrkosten durch den Papi-Urlaub. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will den Zugang zu Psychotherapie vereinfachen.
  • SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr kritisiert, dass damit die Krankenkassen belastet werden.
  • Zudem werde ein Anreiz geschaffen, sich krank schreiben zu lassen.

Schneller und einfacher zur Psychotherapie: Das ist das Ziel von Gesundheitsminister Alain Berset. Er will deshalb neu auch Psychologen via Krankenkassen abrechnen lassen. Ärzte könnten dann einfach eine Psychotherapie anordnen, ohne vorherige Konsultation bei einem Psychiater.

Psychotherapie wie Physiotherapie verschreiben und via Krankenkassen abrechnen: Berset sieht dies als Vorteil. Insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene in Krisensituationen. SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr ist darob aber höchst irritiert.

Zunahme bei Absenzen und Kosten befürchtet

Es stehe ausser Diskussion, dass wirklich psychisch angeschlagenen Menschen schnell und effizient geholfen werden müsse, so Gutjahr. Irritiert ist sie aber, weil Berset das Gegenteil von dem tue, was eigentlich nötig wäre: Die Krankenkassen, beziehungsweise die Prämienzahler, entlasten. «Man nimmt bewusst in Kauf, dass die Prämienzahlenden Mehrkosten im Rahmen von rund 100 Millionen pro Jahr zu tragen haben.»

Wenn es denn bei 100 Millionen bleibt. Gutjahr rechnet damit, dass der Andrang an Patienten durch die Herabsetzung eher noch zunehme. «Je einfacher der Zugang und tiefer die Hürde, desto mehr wird davon Gebrauch gemacht.» Diesen Trend stellten sie und ihre Unternehmerkollegen vermehrt fest.

«Man kann sich relativ einfach krankschreiben lassen»

«Wenn man kein äusserliches und damit offensichtliches Leiden hat und nicht arbeiten möchte, kann man sich relativ einfach krankschreiben lassen.» Das belaste aber die Betriebe und damit die Volkswirtschaft enorm, mahnt Gutjahr: «Gegen diese Gefälligkeitszeugnisse kämpfe ich als Unternehmerin seit Jahren.» Jetzt werde eine weitere Türe geöffnet, mit der sowohl Absenzen wie auch Kosten für Betriebe und die Allgemeinheit zunähmen.

00:00 / 00:00

Interview mit Gesundheitsminister Alain Berset zum Systemwechsel bei der Psychotherapie, bei der neu auch Psychologen via Krankenkassen abrechnen können. - Nau

Als Unternehmerin komme sie dagegen kaum an: «Der Datenschutz zwischen Arzt und Arbeitgeber verhindert eine frühzeitige Wiedereingliederung oder Begleitung von psychisch angeschlagenen Menschen in den Unternehmungen enorm.» Damit sei niemandem geholfen, sondern im Gegenteil die Keilbildung in der Gesellschaft noch gefördert.

Gefälligkeitszeugnisse belasten Krankenkassen

Bundesrat Alain Berset und die Befürworter der Neuregelung bei der Psychotherapie betonen, dass mittelfristig auch Kosten gespart werden könnten. Mit dem niederschwelligen Zugang zur Psychotherapie könne verhindert werden, dass jemand chronisch krank werde. So seien auch die Absenzen kürzer. Das lässt Gutjahr nicht gelten: «Ich beurteile das genau gegenteilig.»

Einerseits aus der oben erwähnten Befürchtung: «Je einfacher der Zugang und tiefer die Hürde, desto mehr wird davon Gebrauch gemacht.» Andererseits seien ambulante Behandlungen ja nichts Neues: «Kann oder könnte man das den nicht schon heute?!», fragt Gutjahr.

Für sie ist das Fazit deshalb eindeutig: «Ich sehe hier keinen Mehrwert.»

00:00 / 00:00

SVP-Shootingstar Diana Gutjahr im persönlichen Portrait - Nau.ch

Kommentare

Weiterlesen

15 Interaktionen
Neue Nationalrätin

MEHR AUS STADT BERN

WEURO 2025
21 Interaktionen
Vater «verdutzt»
Sophia
Abgeräumt
BSC Young Boys
Fussball
Steuern
Informatikproblem